C-major beginnt mit der Edition aller Symphonien Gustav Mahlers unter der Leitung von Paavo Järvi. Den Auftakt macht eine Videodisc mit den Symphonien Nr. 1 und 2, jeweils mit einer Einführung durch den Dirigenten. Die Erste wurde im Kurhaus in Wiesbaden, die Zweite im Kloster Eberbach aufgenommen.
Die Erste Symphonie Gustav Mahlers dirigiert Paavo Järvi ohne uns ein Aha-Erlebnis zu bescheren. Es ist eine Aufführung auf hohem Niveau, gut einstudiert, intensiv ausmusiziert, spannungsvoll, sehr demonstrativ im Hervorstreichen von folkloristischen Elementen und Naturlauten, aber neue Erkenntnisse gewinnt der Mahler-Freund hier ganz gewiss nicht.
Man missverstehe mich nicht. Die Interpretation hat nichts mit Routine zu tun, aber es fehlt ihr der Charakter des Besonderen, des Exzeptionellen, abgesehen von den letzten Minuten des Finalsatzes, der einen wirklich packt.
Auf die Aufführung der Auferstehungssymphonie waren wir besonders gespannt, denn Järvis CD-Einspielung mit dem Chor ‘Orfeon Donostiarra’ aus San Sebastian bei Virgin Classics gehört zu den Spitzenaufnahmen dieser Komposition.
Allein schon durch die zwar nicht direkt schlechte, aber doch etwas hallige Akustik des Klosters Eberbach erlangt diese Videoaufnahme nicht den hohen Grad an Erregungskraft, die die Virgin-CD hat. Dennoch bleibt noch genügend übrig von dem auf der CD direkt sensationell dynamischen und farblichen Kontrastreichtum, um durchaus ergreifende Gefühlswelten zu eröffnen, die den Zuhörer auf eine erlebnisreiche Reise durch diese Mahler-Partitur mitnehmen.
« Man wird mit Keulen zu Boden geschlagen und dann auf Engelsfittichen zu den höchsten Höhen getragen », sagte Mahler über seine Auferstehungssymphonie. Järvi macht genau das hörbar, in einer langen Folge von gewaltigen orchestralen Ausbrüchen und zartesten Strecken wunderbarster Klangseligkeit, von brutalsten Klangeffekten und kammermusikalisch feinen Passagen: Hölle und Himmel liegen hier so nahe beieinander!
Und so intelligent, so analytisch und differenzierend Paavo Järvi seinen Mahler auch dirigiert, so neuartig einiges klingt, so aufregend das Mahler-Klanggeschehen verdeutlicht wird, so sehr ist er auch mit dem Herzen dabei, so sehr lässt er uns in unserem Innersten erbeben. Entrückte Pianissimi, aufgewühlte Fortissimi, fragile Menschenstimmen, tosendes Blech, das alles wäre nichts, wäre die Musik nicht auch geistig durchdrungen.
Chor (Bayerischer Rundfunk, NDR) und Orchester (HR) sind exzellent, genau wie die sehr engagierte Mezzosopranistin Lili Paasikivi und die Sopranistin Camilla Tillingl
Der Ton ist trotz Hall in der Kirche sehr gut und direkt aufgenommen, die Bildgestaltung ist nicht besonders phantasievoll und allzu ‘Järvi-lastig’. So viel hat sich ja nicht einmal Karajan ins Bild bringen lassen…
In Mahler’s First Symphony, structure, sound and emotion are held in a good equilibrium by conductor Paavo Järvi, but except for the final minutes, the performance lacks the very exceptional momentum. The Second symphony has a lot of power, incredible delicate moments and the overall impact is just miraculous.