Vulkanesk! Der erste Satz von Chopins Zweiter Sonate ist bei Javier Perianes sehr aufgewühlt, kraftvoll wogend, dunkel grollend, mit, im Kontrast, zarten, hellen Tönen, die beschwichtigen wollen, ohne wirklich in diesem Unterfangen zu reüssieren. Ähnliche Kontraste gibt es im zweiten Satz, wobei auch der Piu lento-Teil unterschwellig Unruhe vermittelt, die die Energie gegen Schluss dann direkt eruptiv werden lässt. Die Marche Funèbre gestaltet Perianes ebenfalls sehr persönlich. Die Trauerenden haben finstere Blicke, versprühen aber auch funkelnde Blitze. Wird da ein Mafiaboss von Mafiosi zu Grabe getragen? Irgendwo schaut dann jemand ganz zufrieden zu und träumt von einem Frieden, den es nicht gibt. Das rastlose Presto beendet das Stück.
Die dritte Sonate geht Perianes genauso expressiv und kraftvoll-dramatisch an. Zu Beginn gespielt, ist die erste Mazurka des Opus 63 recht nervös und lässt ahnen, was kommt. Die beiden anderen leben eher von Farben und fein getönten Stimmungen und sind Ruheinseln vor und nach den Stürmen der Sonaten, ruhig und entspannt.
Mit dieser CD sind Javier Perianes also sehr persönliche Chopin-Interpretationen gelungen, die Interesse verdienen.
Volcanic! In Javier Perianes’ performance, the first movement of Chopin’s Second Sonata is very agitated, powerfully surging, darkly rumbling, with, in contrast, delicate, bright notes that want to appease without really succeeding in this endeavor. There are similar contrasts in the second movement, with the Piu lento section conveying subliminal unrest, which then allows the energy to become directly eruptive toward the end. Perianes also makes the Marche Funèbre very personal. The mourners have sinister looks, but also spray sparks. Is this a mafia boss being buried by his fellow Mafiosi? Somewhere, someone then looks on quite contentedly, dreaming of a peace that does not exist. The restless Presto ends the piece.
Perianes takes an equally expressive and powerfully dramatic approach to the third sonata. The first Mazurka of Opus 63 opens the program and is rather nervous, foreshadowing what is to come. The other two live more on colors and finely toned moods and are islands of calm before and after the storms of the sonatas, quiet and relaxed.
So with this CD Javier Perianes has succeeded in very personal Chopin interpretations that deserve interest.