Wolfgang Amadeus Mozart: Piano Sonatas, Vol. 2 (Sonaten Nr. 1 KV 279,Nr. 4 KV 282, Nr. 6 KV 284, Nr. 9 KV 311; 1 CD Hänssler Classic HC 19074; Aufnahme 2018, Veröffentlichung 01/11/2019 (68'28) - Rezension von Remy Franck
Ich erinnere mich an einen Ausdruck, den ein Kritiker einmal gebrauchte, um eine oberflächliche Mozart-Interpretation zu charakterisieren. Er sprach von musikalischer Daumenlutscherei. Ich denke aber auch an Interpretationen, die Mozarts Klaviermusik in einer Art von Gewichtigkeit darstellen, dass die Gebärde im Pathos zu ersticken droht. Nichts davon gibt es im Mozartbild von Jean Muller, der jetzt schon seine zweite CD der Sonaten-Gesamtaufnahme präsentiert.
Die Sonate KV 311 zeigt alles, was wir hier feststellen und in den anderen Sonaten findet es sich auch: Mullers von der Tontechnik optimal eingefangenem Mozart fehlt nichts an Lebendigkeit und Spritzigkeit, es fehlt nichts an Detailgestaltung und doch wirkt alles vollkommen abgerundet, weil er auch in den langsamen Sätzen kantabel und ausdrucksvoll spielen kann, so gewichtig nur, um nicht übertrieben und hintergründig genug, um nicht oberflächlich zu wirken. Und weil er dazu noch nirgendwo entscheidend Pianistisches unterschlägt und für klare, präzise Linien und Konturen sorgt (Die Sonate KV 284 steht dafür Modell), ist sein Mozart beglückend.
I remember an expression a critic once used to characterize a superficial Mozart interpretation. He spoke of musical thumb-sucking. But I am also thinking of interpretations that show Mozart’s piano music in a kind of weightiness that threatens pathetically suffocate the gesture. None of this can be found in the Mozart performances by Jean Muller, who is already presenting his second CD of the complete sonata recording.
The Sonata K 311 shows everything we have to point out here, and in the other sonatas it can also be found: Muller’s Mozart lacks nothing in liveliness and sparkle, nothing in detail and yet everything seems perfectly rounded, because in the slow movements he plays in a cantabile and expressive manner, so weighty only in order not to be exaggerated and profound enough not to appear superficial. And because he does not embezzle the pianistic side of the music either and ensures clear, precise lines and contours (the Sonata K 284 is the model for this), his Mozart is delightful.