Für die einen gehören sie unumstößlich zum Kanon, für andere mögen die Streichquartette von Bartok ein Anknüpfungspunkt sein, um sich mit der musikalischen Entwicklung dieses Komponisten auseinander zu setzen. Denn Bartok hat sich seine gesamte Schaffenszeit über mit diesem Genre beschäftigt und hieran auch, anknüpfend bei Beethoven, seinen Stil entwickelt.
Das Jerusalem Quartett hat bereits vor vier Jahren die geradzahligen Quartette eingespielt, nunmehr folgen die drei ungerade nummerierten. Auffallend ist die die gleichmäßige Behandlung der vier Stimmen, die einerseits einen gut durchschaubaren Ensembleklang gestattet, andererseits aber auch die Gestaltung jeder einzelnen Stimme ins rechte Licht setzt, ohne deswegen den hervorgehoben Strahl auf sie zu richten. Mit wie nicht anders zu erwarten technisch hochwertigen Darbietungen zeigen sie die Werke in einem ebenso belebt eleganten Ton wie sie die in allen Stücken gegebene Atonalität nicht verstecken. Da wird nichts verklebt oder vernuschelt, sondern alles plastisch und piekfein artikuliert. Doch gelingt es ihnen eben auch, Bartok als hörenswerten Linienentwickler zu zeigen und nicht als abschreckenden Tüftler für moderne Ideen. So wird beispielsweise die Spiegelstruktur des 5. Quartetts ebenso plastisch hörbar wie die komplexe strenge Fuge im ersten Satz des ersten Quartetts so beredt erklingt, dass es nicht anstrengend ist, ihr zu lauschen. Was will man mehr, noch mehr Intensität und Gefühl? Das wäre dann vielleicht doch etwas zu viel bei Bartok.
Das Aufnahmeteam hat mit einem kammermusikalisch intensiv ausgeleuchteten Klangbild, das aber nicht bedrängt, seines dazugetan, um diese Einspielung zum Gelingen zu führen.