Janaceks längstes Chorwerk, die ‘Glagolitische Messe’, hat Jiri Belohlavek 2013 aufgenommen, und sie ist hier mit späteren Einspielungen des 2017 verstorbenen Dirigenten gekoppelt.
Janaceks ‘Msa glagolskaja’ entstand 1926 auf einen altslawischen Text aus dem 9. Jahrhundert. Die in der Faktur originelle Messe des damals 72-jährigen Komponisten gehört heute zu den anerkannt größten Chorwerken des 20. Jahrhunderts. Sie aufzuführen ist nicht einfach, und es bedarf schon so guter Kräfte, wie sie hier versammelt sind, um Wirkung mit musikalischem Niveau in Einklang zu bringen, sowie eines Toningenieurs, der die musikalischen Schichten richtig anzuordnen weiß. Das ist hier vorzüglich gelungen. Etliche Aufnahme haben gerade mit einem scharfen Klangbild gesündigt, der die Musik gleißend kalt werden ließ. Hier bleibt der Grundklang warm und füllig, Belohlavek kann Farb- und Dynamiknuancierung wirkungsvoll einsetzen.
Der transparente, gut ausbalancierte Sound zeigt auch beeindruckend die Qualität sowohl des Chors als auch des Orchesters. Belohlaveks Tempi sind gemäßigt, aber auch von einem sehr spontanen Gestalten geprägt, das ihm besonders jubilatorische Momente erlaubt, die in dieser Komposition die Liebesbezeugungen des Komponisten für Kamila Stosslova unterstreichen sollen. Letztlich verhindert Belohlavek so den etwas strengen und rauen Charakter, den andere Dirigenten der Messe gegeben haben. Hier hören wir eine tief empfundene Musik, die nicht zuletzt wegen der schon erwähnten Qualität des Orchesters, der Chöre und der Solisten einen tiefen Eindruck hinterlässt.
Von ‘Taras Bulba’ gibt es Aufnahmen mit Antoni Wit und den Warschauer Philharmonikern bei Naxos sowie mit Jonathan Nott mit den Bamberger Symphonikern bei Tudor. Belohlavek gelingt eine ebenfalls herausragend gute, dramatische und spannungsvolle Darstellung dieser brillanten Orchesterrhapsodie.
Die schaurige Ballade ‘The Fiddler’s Child’ (Des Spielmanns Kind, auch: Das Musikantenkind oder Das Kind des Dofmusikanten) beschließt das Programm. Auch dieses Stück um den Fiebertod eines kranken Kindes wird hier sehr stimmungsvoll und suggestiv gespielt.
Die überraschendste Interpretation ist die der Sinfonietta, der Belohlavek jede Schwere nimmt. Schon in den einleitenden Fanfaren lässt er seine Tschechische Philharmonie sehr flexibel und bar jeder Rigidität spielen, und die anderen Sätze werden auch beschwingt und mit behänder Leichtigkeit musiziert.