Wo ist der Mehrwert? Diese Frage stellt sich zwangsläufig, wenn ein neuer Beethoven-Zyklus auf den Markt kommt. Für die Pariser Opernfans ist es sicher die Gelegenheit, das Orchester einmal nicht im Graben, sondern auf der Bühne zu erleben. Und die Qualität des Orchesters ist allemal schon eine schöne Überraschung. Philippe Jordan hat es sehr gut im Griff: er dirigiert auswendig und zeigt jede Nuance, jede dynamische Veränderung, jeden Schwung, jedes Zurückhalten genau wie Rubato und Akzente extrem klar in seinem Dirigieren an. Und das wirklich exzellente und spielfreudige Orchester antwortet mit einer hervorragenden Präzision.
Doch nach Anschauen und Anhören der neun Symphonien bleibt alles in allem der Eindruck des Déjà vu. Philippe Jordan mag einen sehr dynamischen, sehr detailreichen und transparenten, gut nuancierten Beethoven vorgestellt haben, aber neue Ideen hat er keine ins Spiel gebracht. Und das reduziert den Mehrwert erheblich.
Kein Zweifel, Philippe Jordan ist photogen und die Kamera nutzt das weidlich aus. Aber ansonsten ist die Kameraführung traditionell und des Öfteren auch aleatorisch.
Die Tontechnik hat die akustischen Unterschiede zwischen dem neuen Opernhaus Bastille und dem Palais Garnier (Symphonien Nr. 2 & 7) bruchlos hinbekommen und einen durchgehend sehr transparenten Sound geliefert.
Also: diese Gesamtaufnahme ist in allen Hinsichten gepflegt und niveauvoll, aber musikalisch bleibt man « sur sa faim’, wie die Franzosen sagen. Man kommt hier nicht wirklich auf seine Kosten.