Ludwig van Beethoven: Symphonie Nr. 9; Anja Kampe, Daniela Sindram, Burkhard Fritz, René Pape, Wiener Singverein, Wiener Symphoniker, Philippe Jordan; 1 CD Wiener Symphoniker WS 017; Liveaufnahme 05/2017, Veröffentlichung 09/2019 (63'13) – Rezension von Remy Franck
Auffällig an dieser Einspielung sind die Sorgfalt, mit der Philippe Jordan sein Orchester vorbereitet hat, die damit erzielte Transparenz der symphonischen Abläufe und die Natürlichkeit des Musikflusses. Keine Strenge, keine feierliche Emphase gibt es in der Interpretation, sondern eine sehr positive, ja fast eine gutmütige Grundstimmung, die die Freude des Schlussgesangs umso natürlicher wirken lässt. Das Vorspiel von ‘Froh wie seine Sonnen…’ wirkt dabei schon humorig, und die Sänger des Wiener Singvereins schlagen einen schon fast volkstümlichen Ton an, wenn sie singen.
Hier äußert sich nicht die Freude von Intellektuellen, nicht die einer quasi-religiösen Gemeinde, sondern die des Volks. Nur so kann man auch den stark akzentuierten, immer wieder aufjauchzenden und überschäumenden Gesang von Solisten und Chor akzeptieren. Den Wiener Singverein hat man in anderen Aufnahmen deutlich gepflegter und homogener gehört…
Philippe Jordan has prepared his orchestra carefully, emphasising the transparency of the symphonic development and the naturalness of the musical flow. There is no austerity, no solemn emphasis in the interpretation, but a very positive, almost good-natured basic mood, which makes the joy of the fourth movement all the more natural. The prelude to Froh wie seine Sonnen… is really humorous, and the Wiener Singverein’s singing has an almost folksy character. It’s not the joy of intellectuals that we hear nor that of a quasi-religious community, but that of the common people. Only by considering it that way one can accept the strongly accentuated, repeatedly exhilarating and exuberant singing of soloists and choir. The Wiener Singverein has indeed been heard in other recordings in a much more cultivated and homogeneous way…