Jörg Widmann gehört mich zu den besten Komponisten der Gegenwart. Er schafft es immer wieder, durch originelle und hervorragend ausgearbeitete Kompositionen für sich einzunehmen. Seine Sprache ist modern, sicherlich, aber dennoch sehr musikantisch. Wenn ein Komponist beweist, wie musikantisch oder ‘melodisch’ atonale Musik sein kann, dann ist es Jörg Widmann. Es ist ein Genuss, sein Konzert für Bratsche anzuhören. Welch ein musikalischer Reichtum, welche kunstvolle Verarbeitung des Materials, welch tollen Überraschungseffekte! Die Begeisterung wird geschürt durch Antoine Tamestits erstklassiges Spiel. Man hört in jeden Moment, welche Freude der Bratschist daran hat, dieses ihm gewidmete Werk zu spielen. Auch die orchestrale Umsetzung ist erstklassig. Daniel Harding und das Symphonieorchester des Bayerischen Rundfunks sind wahre Luxus-Interpreten. Und gerade durch solch erstklassige Musiker erkennt der Hörer, welches Potential in der Musik von Widmann steckt.
Ergänzt wird das Violakonzert durch eine Auswahl aus den 24 Duos (hier in Bearbeitungen für Viola und Violine bez. Cello) und dem augenzwinkernden ‘Jagdquartett’. Auch bei diesen Werken sind die Interpreten exquisit. Das ‘Signum Quartett’ behauptet sich wieder einmal als eines der führenden Ensembles der Gegenwart, und auch Marc Bouchkov, Violine, und Bruno Philippe, Cello, erweisen sich neben dem phänomenalen Antoine Tamestit als erstklassige Interpreten.
Mit 49 Minuten ist diese CD aber eindeutig zu kurz. Auf der CD hätten noch mindestens zwei weitere Streichquartette, weitere Duos oder andere kleinere Werke des Komponisten Platz gefunden.