Franz Liszt: Années de pèlerinage, 1ère année, Suisse, S. 160 + Etudes d'excécution transcendante S139 (Auswahl) + Liebesträume, S. 541 Nr. 1-3 + Rhapsodie espagnole, S. 254 + Widmung S 566 after Schumann (Liebeslied); Moszkowski: En Automne, op. 36/4; Saint-Saëns: Le carnaval des animaux: Le Cygne; Godowsky: Symphonic Metamorphoses on Themes by Johann Strauss: No. 2, Die Fledermaus + Triakontameron No. 21 'The Salon'; Chopin: Fantasia in F minor, Op. 49 + Impromptus Nos. 1-4 + Valse No. 6 op. 64/1 + Étude op. 10/5; Debussy: Préludes I & II (Auswahl); Jorge Bolet, Klavier; 3 CDs Audite 21438; Aufnahmen 1962-1973, Veröffentlichung 11/2017 (186') - Rezension von Remy Franck

Der amerikanisch-kubanische Pianist Jorge Bolet (1914-1990) war ein Spezialist der Romantik. Die Komponisten dieser Epoche bediente er meisterhaft. Seine Kunst wurde stets als unnachahmlich bezeichnet, und er erreichte in dem begrenzten Repertoire, das er spielte, eine singuläre Grandeur. Er war schon 63 Jahre alt, als Decca ihn 1976 unter Vertrag nahm und damit seine späte Weltkarriere begründete. Vorher war er eher ein Geheimtipp. Der Sender RIAS Berlin zeichnete für Sendezwecke zwischen 1962 und 1966 diverse Kompositionen sowie 1973 noch ein einziges Werk, die Chopin-Fantasie, mit Bolet auf. Audite hat unter Benutzung der originalen Bänder diese Dreierbox zusammengestellt, die damit ein sehr frühes Zeugnis von Bolets Kunst sind.

Liszts ‘Années de Pèlerinage’ und die Auswahl an ‘Etudes d’exécution transcendante’ spielt er mit außergewöhnlicher Souveränität. Er meißelt und formt den Ton wie ein Bildhauer, mit stupender Klarheit, viel expressiver Kraft und genau so viel Poesie. Auch die übrigen Liszt-Stücke genau wie die kleineren Stücke u.a. von Godowski sind in faszinierenden Interpretationen zu hören. Es sind rassige, gepflegte Aufführungen, voller Noblesse und ohne jede Affektiertheit.

Das gilt auch für die ‘Préludes’ von Chopin, die in ihrer kühlen Klarheit nicht unbedingt jedem gefallen werden. Die Einspielung der ‘Préludes’ von Debussy ist meisterhaft in seiner raffinierten Eloquenz, ungemein subtil und sensibel in den Farben und in der Rhythmik.

Die drei CDs zeigen Bolet somit auf dem Zenit seiner Kunst und stellen ein wertvolles Dokument dar, eine wichtige Ergänzung der späten Aufnahmen von Decca.

These recordings from Berlin were made long before Jorge Bolet got worldwide recognition with his Decca releases. Audite’s box shows the pianist at the peak of his art.

 

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