Josef Bulva beweist auch nach langjähriger, krankheitsbedingter Abwesenheit und mit mittlerweile 71 Jahren , dass er immer noch zu den besten Pianisten der Gegenwart gehört, jedoch nicht den modischen Linien und bewusst anders orientierten Interpretationen vieler seiner jüngeren Kollegen folgt, sondern einem Stil treu bleibt, der einst die Großen wie Richter, Gilels, Horowitz und Rubinstein auszeichnete. Einem Stil, bei dem absolute Musikalität, ein profundes Wissen und persönliche Reife den Kern bilden, von dem alles ausgeht.
Bulva ist ein Künstler, dessen Spiel eine gewisse Zeitlosigkeit vermittelt und den Hörer wieder in das Zentrum der Kunstform Musik zurückführt. Hierbei geht Bulva wie ein Chirurg vor, legt die Nervenstränge der Werke frei, offenbart dem Zuhörer Einblicke in die innermusikalischen Abläufe und zeigt in jedem Moment die wunderbare Architekturen eines Beethoven, Chopin und Szymanowski.
Selbst vielgespielte Werke wie Beethovens Appassionata oder Chopins arg strapazierte 2. Sonate klingen bei Bulva ungewohnt anders, wohl weil der Pianist nicht dem emotionalen Gehalt, sondern den Noten folgt. Der Rest ergibt sich dann quasi von alleine. Somit gewinnen beide Sonaten an Perspektiven und musikalischem Relief. Wer allerdings nur auf schöne Melodien wartet, der wird enttäuscht. Bulva fordert viel von sich selbst und auch vom Hörer. Und wer gewillt ist, ihm auf seinem Weg zu folgen, der wird reichlich belohnt.
Einen besonderen Leckerbissen gibt es dann zum Schluss. Karol Szymanowskis Masken op. 34 werden hier mit einer Transparenz und Klarheit gespielt, die einem fast den Atem nimmt. Wie bei Beethoven und Chopin findet Bulva auch hier eine ungekünstelte, natürliche Balance, die durch ihre Ernsthaftigkeit und absolute Präzision Szymanowskis Werk ins beste Licht rückt. Ein spätes und überragendes Tondokument eines großen Interpreten!
Concentrating on the notes rather than on the emotional content of the music, Josef Bulva remains faithful to his own style, so reaching a breathtaking natural expression and transparence.