Josef Labor: Klavierquartett op. 6 + Klavierquintett op. 3; Oliver Triendl (Klavier), Nina Karmon (Violine), Pauline Sachse (Viola), Justus Grimm (Cello), Niek de Groot (Kontrabass); 1 CD Capriccio C5390; Aufnahme 2018, Veröffentlichung 10/2019 (67') - Rezension von Remy Franck
Der Österreicher Josef Labor (1842-1924) war ein anerkannter Pianist und Organist in ganz Europa. Im Alter von drei Jahren verlor er aufgrund von Pocken das Augenlicht. Das hinderte ihn nicht daran, extensive Tourneen zu unternehmen und auch zu unterrichten, so z.B. Gustav Mahlers spätere Ehefrau Alma Schindler, den Pianisten Paul Wittgenstein sowie Arnold Schönberg. Er war befreundet mit Johannes Brahms, Clara Schumann, Gustav Mahler, Bruno Walter und Richard Strauss.
Klassisch in der Form und romantisch im Ausdruck: Labors heute wenig bekannte Musik ist sehr persönlich und charakteristisch. Sein Quartett und sein Quintett sind keine Werke, in denen es Extreme gibt. Alles verläuft in relativ ruhigen Bahnen, es gibt nichts darin, was zu des Komponisten Zeit hätte polarisieren können. Die damaligen Zukunftsmusiker ließen ihn unbeeindruckt. Die beiden Werke scheinen einer Schutzenklave anzugehören, die Intimität und Zurückhaltung als Merkmale vorgibt. Allein schon die Erblindung verhinderte, dass Labor eine Kraftnatur wurde. Umso mehr spricht aus seiner Musik eine ehrliche Rhetorik auf der Basis einer Kreativität im bekannten und erprobten Rahmen.
Den Interpreten dieser Aufnahmen gebührt Anerkennung, weil sie die Musik unaufgeregt expressiv gestalten und nichts forcieren, was ihr schaden könnte. Das macht diese CD zu einem veritablen Kunstgenuss.
The Austrian Josef Labor (1842-1924) was a recognized pianist and organist throughout Europe. At the age of three he lost his eyesight due to smallpox. This did not prevent him from touring through Europe and teaching. Among his students were Gustav Mahler’s later wife Alma Schindler, the pianist Paul Wittgenstein and Arnold Schönberg. He was friends with Johannes Brahms, Clara Schumann, Gustav Mahler, Bruno Walter and Richard Strauss.
Classical in form and romantic in expression: Labor’s today little-known music is very personal and characteristic. His quartet and his quintet are works without extremes. Everything is relatively quiet, there is nothing in it that could have polarized at the composer’s time. The avant-garde musicians left him unimpressed. So, the two works seem to belong to a secure enclave with intimacy and restraint as main characteristics. His music is based on an honest rhetoric and creativity in a familiar and proven framework.
The performers of this CD deserve recognition for their unagitated expressiveness which does not force anything that could harm the music. This makes this CD truly enjoyable.