Johannes Brahms: Sonaten für Klarinette und Klavier Nr. 1 und 2 + Trio für Klarinette, Violoncello und Klavier; Robert Oberaigner, Klarinette, Norbert Anger, Violoncello, Michael Schöch, Klavier; 1 SACD MDG 903 2049-6; Aufnahmen 07/2017; Veröffentlichung 02/2018 (66'13) – Rezension von Uwe Krusch

Erst kürzlich erschien eine Aufnahme der Klarinettensonaten mit jungen Ausführenden, die mit späten Klavierstücken gekoppelt wurde. Auf dieser Aufnahme gesellt sich das Trio für Klarinette, Violoncello und Klavier zu den Klarinettensonaten. Für alle diese Kompositionen hatte Brahms sich selber sozusagen aus der Rente reaktiviert, nachdem er Richard Mühlfeld, den Klarinettisten der Meininger Hofkapelle, gehört hatte. Dessen Spiel hat nicht nur Brahms beeindruckt.

Das Trio hat Brahms 1891 im Urlaub in Ischl geschaffen. Trotz der sommerlich entspannten Umgebung kommt auch hier nur im Andantino eine mit Walzer und Ländler Thematik charmante wienerische Atmosphäre auf. In den übrigen Sätzen bleibt er seiner persönlichen Note treu, die gern als melancholisch norddeutsch bezeichnet wird. Im Aufbau ist das Werk klassisch viersätzig mit Sonatensatzgestaltung. Im Kopfsatz weist diese die brahmssche Besonderheit auf, dass die Durchführung in die Reprise integriert ist. Auffallend ist auch, dass Brahms alle drei Instrumente gleichgewichtig einsetzt.

Die beiden Sonaten, die auch auf der Bratsche zusammen mit dem Klavier gespielt werden können, sind trotzdem dem Blasinstrument auf den Leib geschrieben, nachdem sich Brahms von Mühlfeld hat die Klarinette ausführlich erläutern lassen. Insofern entfalten sie in dieser Besetzung auch ihren Charme am besten.

Der aus Österreich stammende Robert Oberaigner ist inzwischen Solo-Klarinettist bei der Sächsischen Staatskapelle Dresden, bei der Norbert Anger die gleiche Position in der Gruppe der Celli innehat. Oberaigner geht die Werke auf der Basis herausragender technischer Gestaltung mit jugendlichem Charme an und überspielt so den trübsinnigen Norddeutschen mit seinem österreichisch geprägten Charme. Das gibt den Werken eine freundlichere Komponente. Sein Antritt ist handfest, nicht verspielt, ohne die lyrischen Elemente zu leugnen.

Anger und der Pianist Michael Schöch tragen ihren Teil zu dieser Darstellung bei. Schöch, der auch ein herausragender Organist ist, ist der dem Duopartner den notwendigen Raum ebenso lassende wie der Fordernde, der seine Gestaltungsmöglichkeiten das Klavierparts auslebt. Nahtlos reiht sich der Cellist in diese Gemeinschaft ein.

With Robert Oberaigner and his companions, Brahms’s late chamber music for clarinet has excellent performers, playing the music with juvenile élan.

 

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