Tormenti d’Amore; Johann Adolf Hasse: Lascia i fior + Non ti sovvien, mia Fille + Triosonaten A-Dur, D-Dur; Giuseppe Porsile: Le sofferte amare pene; Georg Reutter d. J.: Or che dorme l’idol mio; Paolo Scalabrini: Sinfonien D-Dur und g-Moll; Philipp Mathmann, Sopranist, Capella Jenensis, Gerd Amelung, Cembalo und Dirigent; 2 CDs Verlagsgruppe Kamprad VKJK 2002; Aufnahme 9-10/2019; Veröffentlichung 10/2020 (82') – Rezension von Uwe Krusch
Mit dem Schwerpunkt auf Werken, die nur im Archiv in Meiningen zu finden sind, hat die Capella Jenensis unter Gerd Amelung eine Sammlung barocker Sonaten und Arien zusammengestellt. Neben dem bekannten Komponisten Johann Adolf Hasse haben Stücke von Giuseppe Porsile, Georg Reuter und Paolo Scalabrini auf die beiden CDs gefunden. Mitunter im affektierten, zumeist aber im empfindsamen Stil komponiert, zeigen sie die Breite der Ausdrucksmöglichkeiten. Das gilt sowohl für die instrumentalen Werke als auch die Arien, die der junge Sopranist Philipp Mathmann gestaltet.
Tagsüber promoviert Mathmann als Mediziner, abends steht er auf der Bühne. Dieses Doppelleben führte ihn über Jazzbands und nach Gesangsunterricht als Bariton in die hohen und höchsten Sphären. Parallel zum Medizinstudium nahm er daraufhin seine professionelle Gesangsausbildung bei Kai Wessel auf. Nun pendelt er zwischen Hör- und Konzertsaal. Diese CD ist sein Debut in diesem Medium. Seine über Jahre geführte Gesangsausbildung lässt ihn als schon versierten Künstler erkennen, der sowohl die lyrischen Passagen als auch die virtuosen Tonketten, etwa in der Kantate `Non ti sovvien, mia Fille´ von Hasse ohne Abstriche nebeneinander setzen kann. Seine doppelte Lebensführung, Medizin und Kunst, zollt er vielleicht insoweit Tribut, als sein Gesang zwar erfreulich leichtfüßig und elegant ist, aber doch auch Ecken und Kanten bietet, die die ganz großen dieser Fachrichtung nicht mehr zeigen.
Die Capella Jenensis, die erst seit 2014 zusammen spielt, kann man ähnlich einordnen. Mit engagiert fließender Spielfreude loten auch sie sowohl die affekthaschenden wie auch die emotionalen Momente gekonnt aus. Die Reife anderer Spezialensembles bleibt sicherlich ein Ziel dieser Capella.
Die beiden CDs bieten schöne, aber wenig bekannte Werke, deren Entdeckung sich mehr als lohnt. Ein Booklet mit hilfreichen Informationen einschließlich der Arientexte sowie eine gute Tonaufnahme sind weitere Pluspunkte dieser Produktion mit Funden aus dem Archiv in Meiningen.
With a focus on works that can only be found in the archives in Meiningen, the Capella Jenensis under Gerd Amelung has put together a collection of baroque sonatas and arias. In addition to the well-known composer Johann Adolf Hasse, pieces by Giuseppe Porsile, Georg Reuter and Paolo Scalabrini could been found on the double CD. Sometimes composed in an affected style, but mostly in a sensitive style, they show the breadth of expressive possibilities. This applies to the instrumental works as well as the arias with the young soprano Philipp Mathmann.
During the day Mathmann prepares his doctorate in medicine, in the evening he is on stage. This double life led him via jazz bands and singing as a baritone into the high and highest spheres. Parallel to his medical studies, he then took up his professional singing training with Kai Wessel. Now he commutes between lecture hall and concert hall. His vocal training over the years shows him to be an already accomplished artist who is successful in the lyrical passages as well as in the virtuoso passages, for example in the cantata Non ti sovvien, mia Fille by Hasse. He pays tribute to his dual lifestyle, medicine and art, perhaps to the extent that his singing, while pleasingly light-footed and elegant, also offers rougher edges that the very great of this discipline do not show.
The Capella Jenensis, which has only been playing together since 2014, can be placed in a similar position. With a committed joy of playing, they too skilfully fathom both the emotional and the emotional moments. The maturity of other special ensembles certainly remains a goal of this capella.
The two CDs offer beautiful but little known works, whose discovery is more than worthwhile. A professionally working recording team and helpful information including the arias texts complete this release.