Eine kleine Renaissance oder überhaupt die Entdeckung erlebt gerade der Komponist Szymon Laks. Nach seiner Lagerzeit in Ausschwitz-Birkenau und der Befreiung durch die Streitkräfte der USA aus dem Lager in Dachau kehrte er wieder nach Paris zurück, wo er bereits studiert und gelebt hatte.
In dieser zweiten Periode in der französischen Hauptstadt komponierte er seine drei überlieferten Streichquartette. Die ersten beiden Quartette wurden zwar uraufgeführt, sind aber verloren. Das dritte Quartett war überhaupt das erste Werk, das Laks direkt nach dem Krieg schrieb. Es steht in seiner Ausgestaltung als Solitär im Vergleich zu den beiden folgenden Schwesterwerken. Wie schon der Titel ‘Auf polnische Volksweisen’ andeutet, fließen in die Komposition eine Reihe von wörtlichen oder auch nur angedeuteten Zitaten von Volksliedern ein. Mit diesem Ansatz trägt er wohl für sich selber zur Bewältigung seiner Erfahrungen im Lager bei. Das kommt auch im ethischen, spirituellen Ausdruck zur Geltung.
Das vierte Quartett, das beinahe zwei Jahrzehnte später entstand, ist gänzlich anders geartet. Neben Kaffeehaus-Elementen wie Blues und Jazz bietet es farbige Akkorde, gesangliche Linien und neoklassische Elemente. Dieses Werk erlebte eine hohe Anerkennung, die ihm den Kompositionspreis des ‘Reine Elisabeth’-Wettbewerbs in Brüssel einbrachte. Der fünfte Gattungsbeitrag kam nur ein Jahr später hinzu. Auch hier hat der Komponist sich weiter entwickelt und kommt zu expressionistisch klingenden Lösungen, die auf einer dichten, aber klaren Struktur basieren.
Das gerade erst vor drei Jahren gegründete ‘Messages Quartet’ sieht seine Berufung in der Musik des letzten und des laufenden Jahrhunderts sowie darin, selten oder gar nicht gespielte Werke aufzuführen. Der Name des Quartetts ist ebenfalls ein Hinweis auf diese Richtung. Er bezieht sich auf das gleichnamige zweite Quartett von Andrzej Panufnik.
Den vier Musikerinnen gelingt mit der Aufnahme des Gesamtquartettwerks von Laks eine geschlossene Interpretation, die aber auch die Unterschiede im Charakter nicht verneint. Das dritte Quartett kommt natürlich allein schon wegen seiner Vorgaben am unkompliziertesten beim Hörer an. Doch auch die beiden anderen Quartette entwickeln ihren zugänglichen Charme. Die vier Streicherinnen wählen eine dichte, intensive Interpretation, um die Musik vorzutragen. Die modern klingenden Texturen werden sehr deutlich dargestellt.