In Österreich in eine aus Ungarn stammende Familie geboren, erlebte Hans Gal in den Zwanzigerjahren des letzten Jahrhunderts große Erfolge gerade auch in Deutschland. Mit dem Jahr 1933 kehrte er nach Österreich zurück, um sich 1938 mit dem Anschluss von dort auf den Weg in die USA zu machen. Er kam aber nur bis nach Schottland, wo er einige Monate nach Kriegsausbruch vorübergehend wie viele Flüchtlinge als « feindlicher Ausländer » interniert wurde. Gal fand mit Kriegsende in der schottischen Hauptstadt Edinburgh eine seiner Qualifikation entsprechende Lehrstelle an der Musikfakultät der Universität Edinburgh. Sein kompositorischer Stil blieb der österreichisch-deutschen Tradition verpflichtet, da er nach wie vor genug Ausdrucks- und Entwicklungsmöglichkeiten in der tonalen Tonsprache sah. Mehrere Einflüsse prägen sein Schaffen, wie die Wiener Frühklassik, gepaart mit romantischer Intensität, die Liebe zur Melodie und emotionale Zurückhaltung, Klarheit und Witz.
Die eingespielten Cellowerke hat er erst im hohen Rentenalter verfasst. Auch sie folgen diesem melodiös tonal geprägten Modus und zeichnen sich darüber hinaus, insbesondere die beiden Solowerke aus der Feder eines 92-jährigen, durch ihre energiegeladene Jugendlichkeit aus.
Für diese Aufnahme haben sich zwei Cellisten zusammengefunden, die beide Multitalente sind. Der Dirigent, Rock-Gitarrist, Autor und Cellist Kenneth Woods sowie der Cellist, Bariton, Schauspieler und Regisseur Matthew Sharp. Während Sharp hier die Soloparts übernimmt, leitet Woods das ‘English Symphony Orchestra’, das seinen Schwerpunkt in der Darbietung englischer Musik sieht. Mit dem jahrelang im schottischen Exil lebenden Gal hat es einen Komponisten gefunden, der sich dem zuordnen lässt. Insbesondere Woods hat sich als Experte für diesen Tonsetzer etabliert und etliche seiner Werke eingespielt. Ihm gelingt es mühelos, den Partituren alle die sie kennzeichnenden Elemente des Personalstils des Komponisten, also Liedhaftigkeit, Klarheit der kompositorischen Entwicklung und Romantik des Klangs herauszuarbeiten und in stimmungsvollen Interpretationen anzubieten.
Der Cellist, der mit dem Concertino eine Ersteinspielung tätigt, findet mit seinem Spiel den gelungenen Weg zwischen kraftvollem Auftritt und virtuos tänzerischem Schwung, um diese gleichzeitig vollmundigen und sensibel kammermusikalischen Werke wirkungsvoll auf die Bühne zu bringen.