Von Emmerich Kalmans Operette ‘Ein Herbstmanöver’ gab es bislang nur eine Aufnahme, die 2003 aufgrund einer englischsprachigen Aufführung (Autumn Manoeuvres) der ‘Ohio Light Opera’ bei Albany Records in den USA erschien. Von der deutschsprachigen Fassung gab es bislang keine Einspielung. Sie ist allerdings nicht die Originalversion, denn die ist in ungarischer Sprache und wurde 1908 in Budapest uraufgeführt. Es war Kalmans erstes größeres Musiktheaterwerk.
Die deutsche Fassung wurde am 22. Januar 1909 im Theater an der Wien uraufgeführt. Der Komponist wurde damit in der österreichischen Hauptstadt so populär, dass er bald darauf nach Wien zog.
Zum Inhalt: In der Nähe eines Schlosses findet ein Manöver statt. Die Schlossherrin Riza weiß, dass daran auch ihr ehemaliger Geliebter Lörenthy teilnimmt. Riza ist die Witwe von dessen Rivalen. Jetzt weigert sich Lörenthy, das Schloss zu betreten, obwohl er Riza noch liebt.
Treszka, Tochter des Feldmarschalls, liebt Lörenthy und verweigert sich den Avancen des jungen Leutnants Marosi. Als Lörenthy vom Verlauf des Manövers gezwungen ist, dennoch auf dem Schloss Zuflucht zu suchen, überredet ihn Risa zu bleiben, obwohl sie weiß, dass dies seine Karriere ruinieren wird. Der Feldmarschall droht mit harter Bestrafung, aber Riza und Treszka bitten erfolgreich um Schonung. Treszka erkennt, dass Lörenthy nicht für sie bestimmt ist und tröstet sich nun doch mit Marosi. Risa und Lörenthy sind frei füreinander.
Dem Stadttheater Giessen ist mit dieser Aufführung eine wirkliche Ausgrabung gelungen.
Gesungen wird zufriedenstellend. Christiane Boesiger ist, genau wie Grgha Peros as Lörenthy, darstellerisch glaubhaft und stimmlich durchwegs gut. Auch der Tenor Clemens Kerchbaumer kann als Marosi überzeugen. Stimmlich am besten gefällt mir Marie Seidler in der Rolle der Generalstochter Trezka.
Das Philharmonische Orchester Giessen spielt engagiert und fernab aller Operettenschlamperei unter der umsichtigen und dynamischen Leitungen von Michale Hofstetter. Er lässt Märsche und Tänze funkeln, gewinnt aber dem Orchester auch feinere Töne ab, so dass man von einer durchaus anspruchsvollen musikalischen Realisierung sprechen kann. Für Operettenfreunde ist diese CD ein Must!