Nach der Kitajenko-Box bringt Melodiya nun auch ein Fünfer-Set mit alten Aufnahmen von Evgenyi Mravinsky heraus, auf denen ebenfalls mehrheitlich nicht-russische Musik zu hören ist. Dass wir hier dem genialen Techniker Mravinsky begegnen würden, hatten wir erwartet. Sein Orchester arbeitet wie ein Computer. Der dritte Satz der ‘Pathétique’ ist ein Musterbeispiel an fein ziseliertem, transparentem und dynamisch aufregend gesteuertem Spiel. Der Satz mag das beste Beispiel sein, um Mravinsky zu charakterisieren. Doch es gibt hier aber auch andere Aspekte, jene des pathetisch agierenden Romantikers mit einer fett akzentuierten Dritten Symphonie von Johannes Brahms, die nach der überaus schnellen, schlanken und kristallklaren ‘Pastorale’ von Beethoven selbst den erstaunt, der um Mravinskys Hang zu deutschem Orchesterglühen weiß. Aber bringt er es nicht sogar in der Pathétique fertig, den letzten Satz in einen frischen Lavafluss zu verwandeln? Seine Vierte Tchaikovsky hingegen ist elegant und letztlich genau so oberflächlich wie der ‘Poème de l’Extase’ von Scriabin. Mozarts 39. Symphonie erklingt in einer recht lebendigen und präzise ablaufenden Interpretation. Sehr lebendig wirkt auch Stravinskys Ballett ‘Apollon musagète’, während der sehr langsam zelebrierte ‘Boléro’ höchst erstaunlich ist. Zum Fest für russisches Blech artet die Neunte Bruckner aus, deren Konzept zwischen Geradlinigkeit und Pathos seinen etwas beschwerlichen Weg sucht.
Und so liefert uns diese Box das Porträt eines Dirigenten, der sein Orchester zu einem immer sehr präzisen Spiel inspiriert, aber selbst in einer geplanten und konstruierten Emotion etwas kalt bleibt. Eine wirkliche Linie im interpretatorischen Verhalten des Dirigenten gibt es nicht.
Between extreme clarity, some superficial elegance and a tendency to a somehow German pathos, the incoherent image one can get here from Mravinsky is not really convincing, neither in the Russian nor in the Western music. The music lacks warmth and does not touch, not even in rawest emotions.