Die Kammerata Luxembourg (vormals KammerMusekVeräin Lëtzebuerg) ist ein variabel besetztes Ensemble, das sich aus Musiklehrern und Musikern des Philharmonischen Orchesters Luxemburg zusammensetzt. Es hat sich immer sehr für zeitgenössische Musik eingesetzt, und so verwundert es auch nicht, dass diese Hommage an Robert Schumann eine Reihe heutiger Komponisten involviert. Lediglich die 6 Studien in kanonischer Form op. 56, 1888 von Theodor Kircher bearbeitet für Violine, Cello & Klavier, sind älter.
Mit Reimanns Arrangement von Schumanns Fantasiestücken op. 73 beginnt dieses Programm. Die Schumann-Komposition klingt in der Reimann-Fassung ungemein fein und farbig. Die Interpretation belässt der Musik ihren fantasievollen Charakter, sie ist spontan, ohne die Tempi zu forcieren, und bestens ausbalanciert.
György Kurtags Hommage à R.Sch. ist ein Trio für Klavier, Bratsche und Klarinette, das aus fünf Teilen besteht, die jeweils weniger als eine Minute dauern, und mit einem sechsminütigen Satz mit dem Titel ‘Abschied (Meister Raro entdeckt Guillaume de Machaut )’ abgeschlossen wird. Die Musik entwickelt eine rätselhafte Atmosphäre mit verschiedenen Stilmischungen, die, wie gesagt wurde, « Nacherzählungen aus der Perspektive von Kurtags einzigartiger Sprache » sind. Etwas ist den sechs Teilen gemeinsam: Kurtags Poesie, so schräg sie manchmal auch klingt. Die Musiker von Kammerata Luxembourg zögern nicht das Scharfe wie das Zarte kontrastreich gegenüberzustellen.
In den Sechs Schumann-Gesängen, die Reimann für Sopran und Streichquartett bearbeitete, « scheint sich Robert Schumanns krisenhaftes Leben zu spiegeln », heißt es im Vorwort des Schott-Verlags. « Die Komposition fällt mit den ersten Ausbrüchen seiner Krankheit zusammen. Beim im ersten Gesang heraufbeschworenen Bild der ertrinkenden Ophelia drängt sich die Assoziation mit seinem drei Jahre später folgenden Selbstmordversuch auf. »
Die Einbindung des Vokalparts in das Streichquartett ergibt – gegenüber der Klavierfassung – ganz andere Klangfarben. Kammerata Luxembourg geht deutungsfroh zu Werke, dramaturgisch klug und stets sehr gesanglich. Die Sopranistin Mariette Lentz hat eine etwas zu reife und nicht immer sehr ausgeglichene Stimme für diese Lieder, versucht das aber mit einer sehr lebendigen Interpretation wettzumachen.
Mit Nachtstück folgt ein frühes Werk des Klarinettisten und Komponisten Jörg Widmann. Die Instrumente scheinen sich eher abzutasten als Gemeinsames erklingen zu lassen. Dass man ein derart sprödes Werk spannend und sogar packend gestalten kann, zeigt diese hervorragende Interpretation der Kammerata Luxembourg.
Schumanns Studien in kanonischer Form entstanden für ein Klavier mit einer zusätzlichen Pedalklaviatur. Da dieses spezielle Instrument keine Zukunft hatte, wäre Schumanns Komposition wohl in Vergessenheit geraten, hätte nicht Theodor Kirchner (neben einigen anderen) das Werk bearbeitet. Kirchners Fassung für Klaviertrio ist hervorragend gelungen, und Mendelssohn, dem das Original so gut gefiel, hätte hieran bestimmt auch seine Freude gehabt. Die Interpretation auf dieser CD ist unaufdringlich und im besten Sinne kammermusikalisch, partnerschaftlich und ausgewogen, dabei musikantisch durchdrungen und von gewinnendem Charme.