Die Kammermusik von John Adams ist in den CD-Katalogen nicht besonders gut repräsentiert. Das lässt diese Produktion von vornherein wichtig werden.
« Von Anfang an strebte Adams danach, aus ‘dem Kompost des amerikanischen Lebens eine neue Sprache zu formen’. Gleichzeitig gelang es Adams, Formen und Gesten der mitteleurpäischen Tradition in seine Musik zu übernehmen und mit typisch amerikanischen Elementen zu versehen. Auch weil Musik für Adams zuallererst eine Gefühlskunst ist, beherrscht er in seinen Werken das Vokabular der Spätromantik und schafft daraus zusammen mit Rhythmus und Sinnlichkeit seines amerikanischen Lebens eine Musik von enormer Ausdruckstiefe und Brillanz », schreibt die ‘Cragg Foundation’ zu dieser SACD mit Klavier- und Kammermusikwerken des amerikanischen Komponisten und trifft damit genau das, was sich hier als Höreindruck anbietet.
Mit drängend-pulsierender Rhythmik werden die ‘Alleged Dances’ gespielt, die 1994 vom ‘Kronos Quartet’ in Auftrag gegeben wurden.
Das streng minimalistische ‘China Gates’ (1977) und das chaotische, vom Jazz und Bop beeinflusste ‘American Berserk’ werden von Holger Groschopp in spannenden Interpretationen dargeboten, während die Musik der ‘Road Movies’ für Solovioline und Klavier in den schnellen Sätzen in ständig energetischem Fluss ist. Der Ruhepol ist der zweite Satz ‘Meditative’, den Liviu Neagu-Gruber und Holger Groschopp sehr stimmungsvoll spielen.
Beschlossen wird das Programm mit ‘Halleluja Junction’, einem schwindelerregenden, viertelstündigen Satz für zwei Klavier. Dazu sagte John Adams: « Hallelujah Junction is a small truck stop on Highway 49 in the High Sierras on the California-Nevada border near where I have a small cabin. (…) The brilliant attacks and rich ten-fingered chords of the grand pianos suggest endless possibilities for constructing an ecstatic, clangorous continuum, the effect of which could not be achieved with any other sonorous instrument. » Die Musik fließt in rhythmischen Variationen mit Anleihen in verschiedenen Stilen, ehe sie in einem rasanten, dissonanten Boogie endet.
Vom Programm her und wegen der hervorragenden Interpretationen ist diese SACD eine essentielle Adams-Produktion, nicht zuletzt wegen der singulären Qualität der außergewöhnlich natürlichen Tonaufnahme.