Nach seiner ersten, von den ICMA preisgekrönten Kapustin-CD injiziert Frank Dupree erneut kaum bekannten Werken des ukrainischen Komponisten wiederbelebende Kraftzellen.
In einem Interview mit Harriet Smith über die Relation von Jazz und Klassik in seiner Musik sagte Kapustin: « Für mich ist der klassische Teil wichtiger. Der Jazz-Stil ist dazu da, Farbe zu geben – ich mag keine Jazz-Formen – wenn man sie so nennen will -, deshalb habe ich diese von der klassischen Musik übernommen. »
Kapustin macht also eine Fusion, eine Synthese von Klassik und Jazz, wie das vor ihm George Gershwin, Maurice Ravel und Darius Milhaud gemacht haben, wenn auch weniger konsequent. Da ist Friedrich Gulda Kapustin schon näher.
Das 5. Klavierkonzert von 1993 freilich ruft schon eher Erinnerungen an Gershwin wach, es klingt letztlich sehr amerikanisch, was nicht verwundert, wurde Kapustin doch auf Jazzseite sehr von Musikern wie Oscar Peterson, Art Tatum und Herbie Hancock beeinflusst.
Das hoch virtuose Konzert mit einigen ruhigeren Passagen ist in keinem Fall als epigonenhaft zu bezeichnen, weil Kapustin im Fusionieren durchaus etwas Neues und Einzigartiges schafft. Und wenn das dann so voller Energie gespielt wird wie in dieser kraftstrotzenden und elektrisierenden Interpretation, kann man einfach nur fasziniert zuhören. Dupree und dem Dirigenten Dominik Beykirch ist ganz gewiss eine direkt sensationelle Wiedergutmachung an Kapustin gelungen.
Raffinierte Rhythmik und aberwitzige Virtuosität, gepaart mit melancholischen oder auch direkt kecken Einschüben, kennzeichnen diese Aufführung.
Duprees faszinierende Fingerfertigkeit, sein unübertreffliches Rhythmusgefühl und die Begeisterung, die sich auf das Orchester und den Hörer überträgt, sind verblüffend.
Auf diesen Sog funkelnder Klänge folgt das Konzert für 2 Klaviere und Schlagwerk aus dem Jahre 2002, eine eigenartige und ebenfalls sehr persönliche Komposition, die im ersten Satz so richtig swingt, während der lyrische langsame Satz (Largo) zunächst stimmungsvoll kantabel und fast evokativ verträumt wirkt, aber im schnellen Mittelteil wieder höchst vital aufrauscht. Das Finale, Allegro impetuoso, gestalten die Interpreten als pulsierendes und funkelndes musikalisches Feuerwerk in dem Klaviere und Schlagzeug einen Wettlauf um das muntere Auf und Ab der Musik veranstalten.
Die Sinfonietta für Klavier vierhändig stammt aus dem Jahre 1986. Kapustin komponierte das Werk zunächst für Orchester. Später arrangierte er die hier eingespielte vierhändige Fassung. Es ist ein anspruchsvolles Werk mit substanzreichen Themen, die die Grenze zwischen Klassik und Jazz erfolgreich niederreißen. Nach der Notenlawine des ersten Satzes folgt ein langsamer Walzer, in dem sich Frank Dupree und Adrian Brendle auch emotional einbringen, ehe das verspielte Intermezzo zum abschließenden Presto führt, in dem eine kluge Mischung von sensuellem Swing und farbexplosiver Energie den Zuhörer unwiderstehlich in der Musik versinken lässt. Kapustins Ideenreichtum ist bei solchen Interpreten in besten Händen.
Following his first ICMA award-winning Kapustin CD, Frank Dupree again injects little-known works by the Ukrainian composer with revitalizing power cells.
In an interview with Harriet Smith about the relation of jazz and classical in his music, Kapustin said, « For me, the classical part is more important. The jazz style is there to give color – I don’t like jazz forms – if you want to call them that – so I took those from classical music. »
So Kapustin is making a fusion, a synthesis of classical and jazz, as George Gershwin, Maurice Ravel and Darius Milhaud did before him, albeit less consistently. Friedrich Gulda is closer to Kapustin.
The 5th Piano Concerto of 1993, however, rather evokes memories of Gershwin, it ultimately sounds very American, which is not surprising, since Kapustin was very influenced on the jazz side by musicians such as Oscar Peterson, Art Tatum and Herbie Hancock.
The highly virtuosic concert with some quieter passages can in no way be described as epigone-like, because Kapustin definitely creates something new and unique in the fusion. And when this is played with as much energy as in this powerful and electrifying interpretation, one can only listen with fascination. Dupree and conductor Dominik Beykirch have certainly succeeded in making directly sensational amends to Kapustin.
Sophisticated rhythms and stunning virtuosity, coupled with melancholy or even outright perky interjections, characterize this performance.
Dupree’s fascinating dexterity, his unsurpassable sense of rhythm and the enthusiasm that is transmitted to the orchestra and the listener are astounding.
This maelstrom of sparkling sounds is followed by the 2002 Concerto for 2 Pianos and Percussion, a peculiar and also highly personal composition that really swings in the first movement, while the lyrical slow movement (Largo) is at first moodily cantabile and almost evocatively dreamy, but again bursts into highly vitality in the fast middle section. The finale, Allegro impetuoso, is designed by the performers as a pulsating and sparkling musical fireworks display in which pianos and percussion race to keep up with the lively ups and downs of the music.
Sinfonietta for Piano Four Hands dates from 1986. Kapustin first composed the work for orchestra. He later arranged the four-hand version recorded here. It is a challenging work with substantial themes that successfully break down the boundary between classical and jazz. The avalanche of notes in the first movement is followed by a slow waltz in which Frank Dupree and Adrian Brendle also become emotionally involved, before the playful intermezzo leads to the concluding Presto, in which a clever blend of sensual swing and colorful explosive energy allows the listener to become irresistibly absorbed in the music. Kapustin’s wealth of ideas is in the best hands with such performers.