Die in Salzburg lebende amerikanische Pianistin Katie Mahan hat schon mit mehreren CDs von sich reden gemacht. Dass sie eine begnadete Debussy-Interpretin ist, zeigt sie jetzt mit dem auf ihrem eigenen Label herausgebrachten Album Clair de lune, das einen interessanten Streifzug durch das Oeuvre des französischen Komponisten macht, mit dem 2. Band der Préludes als Hauptgang.
Mit ihren agilen Fingern weiß sie, wie sie die Klangfarben ihres Instruments an die stilistischen Bedürfnisse jeder Komposition anpasst. Auch in der Dynamik erzielt sie direkt magische Ergebnisse. Man braucht sich nur Brouillards oder Feuilles Mortes anzuhören, um Mahan als singuläre Farbkünstlerin zu identifizieren. Die Klarheit des Diskurses erlaubt es ihr aber auch, direkt auf den Punkt zu kommen, ohne den harmonischen Rahmen zu vernachlässigen. Dabei fällt besonders die Pflege des Bassfundaments auf, der so manches Stück besonders eloquent werden lässt. General Lavine etwa wird wunderbar exzentrisch, ohne in Klangmalerei zu verfallen, weil hier nur Impressionen vermittelt werden. Mit diesem Vorgehen verliert so manches Stück die Unschärfe, die andere Pianisten ihm in nebulösem Interpretieren angedeihen lassen. Mahans Phantasie, ihr Klangempfinden und ihr Raffinement ermöglichen es der Musik zu atmen, ohne den Faden zu verlieren und die rhythmische Stringenz aus Spiel zu setzen.
So klangsubtil und mit so viel ‘Clarté’ wird Debussy selten interpretiert.
Viel zum guten Eindruck, den diese CD hinterlässt, trägt auch die Aufnahmetechnik bei, die ein gestochen scharfes, bestens ausbalanciertes, präsentes und doch nicht zu enges Klangbild besorgt. Meine Empfehlung: auch wenn man viele Debussy-Aufnahmen besitzt, sollte man dieser neuen CD eine Chance geben. Sie eröffnet durchaus neue Aspekte.