Bruckner nannte seine Sechste Symphonie wegen ihrer kompositorischen Kühnheit scherzhaft « die Keckste ». Komponiert wurde sie zwischen 1879 und 1881. Im Gegensatz zu vielen anderen Werken, hat Bruckner die Sechste nie revidiert und es gibt nur eine Fassung davon. Er hat sie allerdings auch nie ganz im Konzertsaal gehört. Nur die beiden Mittelsätze, Adagio und Scherzo, standen am 11. Februar 1883 auf dem philharmonischen Programm in Wien. Die Aufführung verlief katastrophal.
Die erste Aufführung der Symphonie (d. h. alle vier Sätze, aber gekürzt) fand am 26. Februar 1899 im 7. Philharmonischen Konzert unter Gustav Mahler statt.
Die Sechste ist kürzer und prägnanter, auch weniger hymnisch und durchgehend irdischer als ihre Schwestern und gehört dennoch mit zum Originellsten der Brucknerschen Muse.
Robin Ticciati hat dieses Kecke und Helle voll erfasst. Entsprechend schwungvoll, aber auch zerklüftet, wie die Alpen, die Bruckner auf einer seiner Reisen so sehr bewundert hatte, erklingt der erste Satz.
Ruhe, Feierlichkeit und innige Empfindungen charakterisieren das Adagio. Obschon Bruckner ‘Nicht schnell’ vorgibt, ist Ticciatis Scherzo doch recht drängend, ohne den phantastischen Charakter des Satzes in Gefahr zu bringen. Darin eingebettet ist ein stimmungsvolles Trio.
Im Finale gelingt dem Dirigenten mit relativ raschem Tempo die Auseinandersetzung zwischen Kraftaufbau und -abbau sehr gut, woraus sich eine große Spannung aufbaut. Sehr positiv wirkt sich das flüssige und geschmeidig-flexible Musizieren aus, denn der Satz wird insgesamt recht sonnig und leicht gestaltet, irgendwie auch keck, so wie ihn sich der Komponist vorgestellt haben mag.