Antonin Dvorak: Symphonie Nr. 9 (Aus der Neuen Welt) + Klid (Waldesruhe) op. 68/5 für Cello und Orchester + Rondo op. 94 für Cello und Orchester + Slawische Tänze op. 46 Nr. 5-8; Miklos Perenyi, Cello, Concerto Budapest, Andras Keller; 1 SACD Tacet S250; Aufnahmen 2018, Veröffentlichung 06/2019 (69'39) - Rezension von Guy Engels

Der Beginn der neunten Symphonie gibt den Ton an: Man darf sich auf eine sehr detailreiche, kammermusikalische Lektüre freuen, mit teils sehr scharf gestochenen Kontrasten.

Andras Keller liest das Werk von seinen eigenen musikalischen Wurzelnals Primus des Keller-Quartetts  her. Als Dirigent verzichtet er bewusst auf Hochglanzpolitur, auf fetten Klang, eine plakative Zurschaustellung der Partitur. Andras Keller trägt nicht dick auf. Er spürt den Feinheiten der Musik nach, hört in ihre kleinsten Ritzen hinein, sucht nach minimalsten Nuancen und Farbschattierungen, die den Reichtum von Dvoraks Musik ausmachen. Und siehe da: Er wird immer wieder fündig und formt jedes Detail, jede Phrase mit Gusto und Hingabe aus.

Dabei steht nie die Gefahr, dass diese wunderbare Neunte zerbröselt, sich in banalen Sentimentalitäten auflöst. Andras Keller und sein Concerto Budapest fassen die Partitur nicht mit Glacé-Handschuhen an, spielen durchaus zupackend, wenn Dvorak es fordert. Schneidige Rhythmen, fein abgestimmte Klangfarben und ein transparenter Orchesterklang geben dieser Interpretation Relief und Struktur. Jede Phrase ist am richtigen Platz.

Es stimmt schon, dass Andras Keller mit vielen Hörgewohnheiten bricht. Aber er macht das nicht aus purer Eitelkeit, sondern um der Musik Willen, die keinen Deut an Kohärenz und Spannung verliert.

Einen nicht unwesentlichen Beitrag zu dieser aufregenden Interpretation leistet zudem die Aufnahme mit ihrem klaren Klangbild, reich an feinen Details.

From the beginning of the Ninth Symphony on, one can look forward to a very detailed reading with sometimes very sharp contrasts. Andras Keller deliberately avoids glossy polish or fat sound. He unveils the subtleties of the music, searches for nuances and shades of colour that make up the richness of Dvorak’s music.

There is never any danger that this wonderful Ninth Symphony will dissolve into banal sentimentalities. Firm rhythms, finely tuned timbres and a transparent orchestral sound give this interpretation relief and structure. A not insignificant contribution to this exciting interpretation is also made by the recording with its clear sound, rich in fine details.

Eine weitere Pizzicato-Rezension gibt es hier.

 

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