Arthaus legt diesen ‘Idomeneo Ré di Creta’ aus Glyndebourne neu auf. Leider handelt es sich nicht um einen der Glücksfälle unter den Produktionen des bekannten englischen Festspielortes. Das Thema ist sehr charakteristisch für das Genre und stellt bereits eine der Schwierigkeiten im Umgang mit dem Werke dar: Der kretische König und Troja-Kämpfer, soll zum Dank für Kriegsglück und gesunde Heimkehr den eigenen Sohn opfern.
In Glyndebourne hat das Werk mehrere Einstudierungen gekannt. Die erste stammt von Fritz Busch, dem der versessene John Christies 1934 ein Opernhaus bauen ließ. Der Tod von Fritz Busch 1951, im gleichen Jahre, als die Produktion verwirklicht wurde führte dazu, dass nur Teile von ihr auf CD herausgekommen sind. Die nächste war die hier vorliegende von John Cox, danach folgte eine von Trevor Nunn in den 80er Jahren mit Bernard Haitink am Dirigentenpult. Sie ist ebenfalls auf DVD erschienen. Die letzte stammt von Peter Sellars von 2003, und Sir Simon Rattle dirigiert das ‘Orchestra of the Age of Enlightenment’.
Leider ist auch die Inszenierung von 1974, die von Buschs Nachfolger John Pritchard intelligent, elegant und fein geleitet wird, verstümmelt: Hier beginnt der erste Akt, wenn Idomeneo, den man tot glaubt, aus dem Meere auftaucht. Die Regie von John Cox ist besonders wirkungsvoll durch das Bühnenbild von Roger Butlin, das die damalige kleine Festspielbühne noch verengte und in einen wie mit Bildern des 18. Jahrhunderts ausgestatteten Tunnel hineinführte, wo sich das dramatische Geschehen abspielte.
Die DVD-Produktion zeigt die sängerischen Stärken und Schwächen dieser Periode des Festivals. Richard Lewis, der Altmeister, gibt einen sehr humanen, beeindruckenden Idomeneo, auch wenn seine Stimme beginnt, spröde zu werden. Leo Goeke, als Idamante, hat ebenfalls Würde in seiner Rolle des unglücklichen Sohnes. Bozena Betley ist eine selbstbewusste Ilia, mit einigen Schärfen in der Stimme. Herausragend aber ist Josephine Barstow, die die Rolle der Electra mit unglaublicher Energie ausfüllt. Beeindruckend sind ihre Eifersuchtsanfälle.
Fazit: Trotz phantasievoller Einfälle der Regie und des Engagements der Sänger kann diese Produktion nicht als ein Meilenstein angesehen werden.
With a nice staging, mostly middle-class singing and a fine orchestra, this production has nothing really outstanding except Josephine Barstow’s Electra.
Une belle mise en scène, des chanteurs moyens dans la plupart des rôles, une direction efficace: outre l’Electra de Josephine Barstow, cette production n’offre rien d’exceptionnel.