Franz Schubert: Klaviersonate D. 959; Felix Mendelssohn Bartholdy: Lied ohne Worte op. 102 Nr. 1 + Präludium & Fuge op. 35 Nr. 1; Frédéric Chopin: Nocturnes Nr. 7 & 8 + Scherzo Nr. 2; Carl Wolf, Klavier; 1 CD Dux 1619; Aufnahme ?, Veröffentlichung 11/2019 (77'21) - Rezension von Remy Franck
Schuberts A-Dur-Sonate, die in den letzten Lebensmonaten des Komponisten entstand und viel Tragik spiegelt, ist das Hauptwerk der CD des deutschen Pianisten Carl Wolf. Er spielt sie extrovertiert expressiv und dramatisch effektvoll, extrem kontrastreich im Andantino. Die « fiebernden Heimsuchungen des Grauens », von denen Alfred Brendel in diesem Zusammenhang sprach, kommen so aber nicht zum Ausdruck. Das Scherzo erklingt jäh und zornig, das Rondo ist erregt und unruhig, hat also nicht den Charakter der Versöhnung mit dem Schicksal, den andere Interpreten in diesem Stück sehen. Das wäre noch alles akzeptabel, wäre nicht Wolfs Klavierklang oft zu hart und nicht wirklich schön. Mit fehlt das Kantable in dieser Sonate. Nun scheint es nicht so zu sein, dass Wolf dazu nicht fähig wäre, denn in den Werken von Mendelssohn und in den Nocturnes von Chopin, die er spielt, ist die Kantabilität schon vorhanden. In der Schubert-Sonate ist das etwas Harsche dann wohl Teil des Interpretationskonzepts.
Das Zweite Chopin-Scherzo beendet das Programm in einer etwas unausgeglichenen Interpretation. Andere Pianisten ist es besser gelungen, die Musik in einen Fluss zu bringen.
Und so kann mich Carl Wolf in diesem Programm nicht wirklich begeistern.
Schubert’s A Major Sonata, composed in the composer’s last months of life, is a tragic work. It is the main composition on the new CD of the German pianist Carl Wolf. His performance is extroverted, expressive and dramatically effective, extremely rich in contrasts, especially in the Andantino. Yet there are no « feverish visitations of horror » which Alfred Brendel did evoke in this context. The scherzo is abrupt and angry, the rondo excited and restless, and it does not have the character of reconciliation with the fate that other performers have seen in this piece. That would all be acceptable if Wolf’s piano sound were not often too hard and not really beautiful. And if the cantabile is missing in this sonata, it doesn’t seem that Wolf isn’t capable of it, because in Mendelssohn’s works and in Chopin’s Nocturnes, which he plays, he lets his piano sing. So, in the Schubert Sonata, this absence is probably part of the interpretation concept.
The Second Chopin-Scherzo ends the program in a somewhat unbalanced interpretation. Other pianists have better managed to bring the music into a flow.
At the end I must say, that Carl Wolf can’t really inspire me in this program.