Beginnen wir mit dem Positiven: Javier Perianes’ Interpretation der Klaviersuite aus Manuel de Fallas Ballettsuite ‘El Amor Brujo’ ist atemberaubend mit stupender Virtuosität, elektrisierender Spannung und einem Farbenrausch, wie ihn Spaniens Blumenregion Extramadura nicht reichhaltiger bieten kann.
So gerade noch leben kann ich mit den Spanischen Liedern von Federico Garcia Lorca: sie vertragen die Flamenco-Stimme von Estrella Morente, denn schließlich hatte Lorca sie 1931 mit Encarnacio Lopez, der berühmten ‘La Argentinita’ aufgenommen. Er hatte also durchaus eine Stimme aus dem Folk-Bereich im Sinn. Dennoch müsste auch eine Flamenco-Sängerin mehr aus diesen Liedern herausholen als es Morente hier tut. Ihr Gesang ist ganz einfach unterbelichtet und auf Dauer monoton. Mit Teresa Berganzas Interpretation im Hinterkopf wird das Hören dieser Aufnahme diffizil.
Viel schwieriger wird die Sache in de Fallas ‘Siete Canciones populares espanolas’. Phrasierung, Färbung, Verzierung, all das sind Sachen, die Estrella Morente nicht beherrscht, und entsprechend hohl und substanzlos klingt der Gesang. Die Sängerin mag das selber bemerkt haben und sie versucht mit Tricks aus der Flamenco-Schule zu kompensieren, was die Sache aber nur noch schlimmer und geschmackloser, ja manchmal direkt unästhetisch und vulgär macht. Sich dabei auf das meisterhafte Klavierspiel von Javier Perianes zu konzentrieren, das an gestalterischem Einfallsreichtum und brillanter Virtuosität alles in den Schatten stellt, was man in diesem Zyklus gehört hat, kann das Defizit in der Gesangspartie leider nicht aufwiegen.