Georg Philipp Telemann: Sechs Violinsonaten (Frankfurt 1715); Valerio Losito, Barockvioline, Federico Del Sordo, Cembalo; 1 CD Brilliant 95391; Aufnahmen 04/2016, Veröffentlichung 03/2017 (57'28) – Rezension von Uwe Krusch

Dass im 250. Todesjahr von Georg Philipp Telemann im Vergleich zu anderen Jubilaren verhältnismäßig wenig Neuerscheinungen auf den Markt kommen und auch recht wenig über Aufführungen zu hören ist, beweist einmal mehr, dass Telemann nach wie vor in seiner Bedeutung nicht erfasst wird.

Die hier eingespielten sechs Sonaten waren die ersten Werke, die er in Frankfurt im Selbstverlag drucken ließ. Ihrer Grundstruktur nach haben sie italienische Vorbilder, also Corelli und den jüngeren Vivaldi. Aber sie zeigen auch schon in Details den Meister des vermischten Stils. So setzt er in dieses Gerüst beispielsweise in der zweiten und der vierten Sonate rhythmische Überraschungen polnischen Stils ein.

Da Telemann selber die Violine als sein Hauptinstrument ansah, ist es kein Wunder, dass er die Werke nur für sie und nicht auch alternativ für die Flöte komponierte.

Aus der ausgiebigen Widmung an Prinz Johann Ernst Herzog von Sachsen, selbst ein hochbegabter Musiker und Komponist, lassen sich zum einen sechs positive Eigenschaften des Widmungsträgers als auch die möglicherweise korrespondierenden Charaktere der Sonaten herauslesen.

Zusammen genommen zeigt hier bereits der junge Telemann nicht nur sein kompositorisches Können, sondern auch seine Besonderheit, aus den Quellen in Frankreich, Italien, aber eben auch Deutschland und Polen einen persönlichen gemischten Stil zu schaffen.

Diese Vielfalt des Ausdrucks wird in der Aufnahme leider nicht so deutlich. Erstaunlich ist der zirpende, grelle Klang der Instrumente, den man inzwischen eigentlich als überwunden glaubte. Obwohl die Interpreten in ihrem Geleitwort auch die stilistische Vielfalt der Sonaten beschreiben, lässt sich diese am Ohr nicht so deutlich nachvollziehen.

Telemanns first ever printed opus already shows the mixed style he usually preferred in his works. Like their composer, this set of sonatas is underrated. Alas, the performances on this CD are unfortunately not very helpful to persuade someone to explore this music in detail…

 

  • Pizzicato

  • Archives