Tchaikovskys ‘Grande Sonate’ und seine ‘Jahreszeiten’ werden oft zusammen auf Schallplatte präsentiert, wohl weil der Verleger des Komponisten die beiden Werke völlig grundlos unter der Opuszahl 37 vereint hat. Musikalisch haben die pralle Sonate und die viel intimeren Saisonbeschreibungen wirklich gar nichts miteinander zu tun.
Freddy Kempf spielt die Sonate sehr impulsiv und dynamisch, aber wie viele andere Pianisten gelingt es ihm nicht, das Werk zu mehr Bedeutung zu verhelfen. Die Sonate ist und bleibt ein etwas schwaches Stück.
In den Jahreszeiten werden die einzelnen Stücke gut differenziert, aber Freddy Kempf achtet dennoch darauf, die Einheit des Ganzen nicht zu zerstören und den tänzerischen Grundduktus des Zyklus zu wahren. Gleichzeitig pflegt er das Detail und wird so dem Ideenreichtum gerecht, den der Komponist den kleinen Miniaturen hat angedeihen lassen.