Beide n Werke dieser CD erlebten ihre Uraufführung in St. Petersburg, wo auch beide Komponisten gelebt und gewirkt haben. Obwohl rund ein Jahrhundert zwischen den Werken liegt, haben sie auch Ähnlichkeiten. In den Schlusssätzen werden Volksweisen und in den langsamen Abschnitten Opernzitate verarbeitet. Und der Orchesterpart zeichnet sich als Gesprächspartner des Solisten und nicht als reine Begleitmusik aus.
Ansonsten aber überwiegen die Unterschiede, die schon bei der Rezeption der Stücke beginnen. Während das Konzert von Henrik Wieniawski sofort nach Vollendung aufgeführt werden konnte und die Herzen des Publikums eroberte, musste Dmitri Shostakovich sieben Jahre warten, bis die politischen Umstände eine Aufführung zuließen.
Die aus Südkorea stammende Solistin Kim Bimsori hat in ihrer noch jungen Laufbahn etliche auch renommierte Preise errungen, u. a. beim ARD-Wettbewerb. Ihre Präsentation der beiden Werke auf dieser Aufnahme macht diese Erfolge nachvollziehbar. Die technische Makellosigkeit, die heutzutage in vielen Fällen gezeigt wird, kann sie mit einer äußerst ansprechenden interpretatorischen Gestaltung kombinieren.
Beim Wieniawski gelingt ihr eine vom reinen Solistengestus abgekehrte wunderbare Gestaltung, die die sanglichen, an die französische Opernwelt der Kompositionszeit erinnernden Melodien, hervorhebt. Auch im Shostakovich-Konzert gelingt es ihr, die lebensbejahenden Momente gegenüber den dunklen Seiten herauszuarbeiten, so dass dieses Werk mit einem positiveren Eindruck angeboten wird als bei den meisten Interpreten. Beide Interpretationen saugen also ihre Kraft aus dem jugendlich inspirierten Spiel der Interpretin.
Das Philharmonische Orchester aus Warschau unter der Stabführung seines Chefdirigenten Jacek Kapszyk unterstützt diese Deutungen mit auf die Solistin eingehendem, überzeugendem Spiel. Alle Orchestergruppen tragen, genauso wie die Aufnahmetechnik dazu bei, diese Werke in ein hörfreundliches Licht zu rücken.