Alexey Shor: Childhood Memories, Suite für Klavier und Orchester Nr. 3, 2019, Version für Klavier und Streichorchester, 2021) + Verdiana, Fantasie über Themen von Giuseppe Verdi, 2015, Version für Klarinette und Streichorchester, 2022; Fabrizio Meloni, Klarinette, Rémi Geniet, Klavier, Kyiv Virtuosi, Massimiliano Caldi, Daniel Raiskin; # Naxos 8.579141; Aufnahme 03.2023; Veröffentlichung 11.04.2025 (62'08) – Rezension von Pál Körtefa ** (For English please scroll down)

In Ersteinspielungen erklingen zwei Werke des ukrainischen Komponisten Alexey Shor. Damit setzen die Kyiv Virtuosi ihre Reihe mit Werken dieses zeitgenössischen Tonsetzers fort.

Der jetzt in New York lebende Shor ist hier zum einen mit einer Suite für Klavier und Orchester, hier beschränkt auf Streicher, mit dem Titel Kindheitserinnerungen zu hören. In neun Teilen werde Erinnerungen an die eigene Jugend in Tönen beschrieben. Diese reichen von Glühwürmchen über jahreszeitliche Stimmungen wie den letzten Sommertagen bis hin zur ersten großen Liebe und damit von kindlicher Neugier bis hin zu großen Empfindungen.

Diese weite Welt wird, so der Eindruck beim Zuhören, mit kindlich komponierten Tönen über fast 50 Minuten entfaltet. Dazu tragen auch das burschikos spielende Orchester unter Massimiliano Caldi, das hier eher an ein gutes Schülerorchester denken lässt, sowie der von Rémi Geniet solide vorgetragene Klavierpart. So kann man die Naivität und Freude eines kleinen sich entwickelnden Menschen verfolgen.

Passend dazu folgt der heitere Marionettenwalzer als Zugabe. Shor sieht das Werk als eine Art Digestif zur Reinigung des musikalischen Gaumens. Neben klassischer Walzerstruktur bietet es melodische Klarheit mit klanglichem und lyrischem Schmeichelton.

Mit Verdiana, einer Fantasie über Themen von Giuseppe Verdi, nutzte der Komponist bei einer Tournee durch Lateinamerika die lokalen Tanzrhythmen, um Auszüge aus dessen Opern in eine tänzerische Fassung zu bringen. Der erste der drei Sätze ist Il Sambatore betitelt, was unschwer Verdis Il Trovatore sowohl in der Bezeichnung wie auch in der Musik erkennen lässt. Nach dem Samba folgen Bossa nova und Tango. Das ist in doppelter Hinsicht sehr charmant. Die tänzelnden bekannten Opernmelodien verströmen ihren musikalischen Duft. Und das Orchester, das hier von Daniel Raiskin dirigiert wird, nimmt diese Partitur mit sehr viel mehr Elan und gelungenem Zugriff zur Hand, so dass hier in einer Viertelstunde ein bezaubernder Eindruck erzielt wird.

Two works by the Ukrainian composer Alexey Shor will be heard in premiere recordings. The Kyiv Virtuosi thus continue their series with works by this contemporary composer.

Shor, who now lives in New York, can be heard here with a suite for piano and orchestra, here limited to strings, entitled Childhood Memories. In nine parts, memories of his own youth are described in tones. These range from fireflies to seasonal moods such as the last days of summer to the first great love and thus from childish curiosity to great emotions.

This vast world is unfolded, as the listener gets the impression, with childishly composed tones over almost 50 minutes. The tomboyish orchestra under Massimiliano Caldi, which is more reminiscent of a good school orchestra, and Rémi Geniet’s solid performance of the piano part also contribute to this. You can follow the naivety and joy of a young, developing person.

The cheerful Marionette Waltz follows as a fitting encore. Shor sees the work as a kind of digestif to cleanse the musical palate. In addition to the classical waltz structure, it offers melodic clarity with a tonal and lyrical flattering tone.

With Verdiana, a fantasia on themes by Giuseppe Verdi, the composer used the local dance rhythms during a tour of Latin America to bring excerpts from his operas into a dance version. The first of the three movements is entitled Il Sambatore, which makes it easy to recognize Verdi’s Il Trovatore in both the title and the music. The samba is followed by bossa nova and tango. This is very charming in two respects. The prancing, well-known opera melodies exude their musical fragrance. And the orchestra, conducted here by Daniel Raiskin, takes this score in hand with much more verve and a successful grip, so that an enchanting impression is achieved here in a quarter of an hour.

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