Knabenchöre sind eigentlich nichts Außergewöhnliches mehr. Wir kennen die exzellente deutschsprachige Schule – die Thomaner, der Dresdner Kreuzchor, die Wiener Sängerknaben u.v.a. Das System ist immer das gleiche: ein Internat, in dem der musikalische Nachwuchs eine profunde Allgemeinbildung erhält und darüber hinaus besonders in den musischen Fächern geschult wird. Ebenso verhält es sich in den britischen Eliteschulen. Die stimmlich begabten Jungen erhalten neben der exklusiven Schulbildung die Chance, im Chor mitmachen zu dürfen.
Was Häuser wie das ‘King’s College’ in Cambridge von den kontinentalen Anstalten unterscheidet, ist die gelegentlich skurril archaische Traditionspflege, die dann aber wiederum den Charme einer solchen Institution ausmacht.
Es ist schon befremdlich, wenn man Jungs in der Pubertät in ihren Zimmern herumalbern sieht, und die gleichen Wirbelwinde kurz drauf im Talar gekleidet in Reih und Glied zur Schule marschieren sieht.
Die jüngste Produktion aus der Reihe ‘Carols from King’s » gewährt uns interessante Einblicke in den Alltag der Chorknaben, besonders auf die spannungsreichen Tage kurz vor der Christfeier.
Vor 60 Jahren wurde diese Zeremonie erstmals von der BBC übertragen. Seither ist sie für die Chor- und Schulgemeinschaft jeweils ein Höhepunkt des Jahres. Für die jungen Sänger stellt sich immer die gleiche Frage: Wer darf diesmal das Eingangssolo von ‘Once in royal David’s city’ singen, das Lied, mit dem die Feier eingeleitet wird. Der Film zeigt nicht nur die Weihnachtsfeier von 2014 sondern blickt in dokumentarischen Abschnitten auf die Geschichte dieses Events zurück. Chorveteranen kommen ebenso zu Wort wie die unumgänglichen Komponisten englischer Carols: David Willcocks und John Rutter – Zeitzeugen, die immer wieder den eigentlich unerklärlichen Zauber von ‘Carols from King’s’ beschreiben.