Das Doppelalbum Music in Time of War stellt die Musik von Komitas neben die von Claude Debussy, der die Musik von Komitas sehr schätzte. Während Komitas vom Völkermord an den Armeniern direkt betroffen war, war Debussy ein ‘Kämpfer’ im Ersten Weltkrieg. Aufgrund seiner Krankheit konnte er zwar nicht Soldat werden, aber er zeigte sich als engagierter, sich musikalisch ausdrückender Patriot, was mit der Ablehnung der deutschen Musik einherging. Er spielte auch mehrmals Wohltätigkeitskonzerte.
Nun handelt es sich bei dieser Veröffentlichung um etwas ganz Besonderes. Die beiden CDs sind Teil eines 170-seitigen Bildbands im Format 28×28 cm, in dem es auch eine Reihe von ausführlichen und lesenswerten Essays gibt, die sich mit den Auswirkungen von Krieg und Völkermord auf die Gesellschaft im Allgemeinen und auf Künstler im Besonderen befassen.
Gerstein beginnt mit einer kraftvollen und sehr gut differenzierten Darbietung der 12 Etudes von Debussy. Die faszinierende Nuancierungskunst, das subtile Spiel mit den Farben und der Dynamik führen neben kristallklaren virtuosen Läufen zu einer Interpretation, die tief in Debussys Kosmos eindringt. Gerstein wird von Thomas Adès in einer nicht weniger feinen und inspirierten Interpretation von En blanc et noir für zwei Klaviere begleitet.
Katia Skanavi is Gersteins Partnerin in den sechs Epigraphes Antiques, und die Sopranistin Ruzan Mantashyan ist in den Chansons de Bilitis zu hören. Begleitet von einem sehr weichen Klavierspiel schafft sie mit ihren zarten Gesang eine sehr poetische und sinnliche Stimmung.
Eine Folge letzter Werke umfasst Debussys späte Klavierstücke, darunter das winzige Les soirs Illuminés par l’ardeur de charbon (Abende, die von glühenden Kohlen erhellt werden), das erst 2001 wiederentdeckt wurde, und sein letztes Lied, Noël des enfants qui n’ont plus de maisons (Weihnachtslied für obdachlose Kinder). Gerstein findet für jede dieser Miniaturen den richtigen Charakter.
Für die Werke von Vardapet Komitas findet Gerstein einen nicht weniger schlüssigen und unmittelbar ansprechenden Zugang. Der Pianist und die Sopranistin Ruzan Mantashyan faszinieren auch in den Armenischen Liedern, die sie in sorgfältigen Interpretationen veredeln.
The double album Music in Time of War places the music of Komitas alongside that of Claude Debussy, who greatly appreciated the music of Komitas. While Komitas was directly affected by the Armenian genocide, Debussy was a ‘fighter’ in the First World War. Although he was unable to become a soldier due to his illness, he was a committed patriot who expressed himself musically, which went hand in hand with his rejection of German music. He also played several charity concerts.
Now this release is something very special. The two CDs are part of a 170-page illustrated book in 28×28 cm format, in which there is also a series of detailed and readable essays dealing with the effects of war and genocide on society in general and on artists in particular. Gerstein begins with a powerful and very well differentiated performance of Debussy’s 12 Etudes. The fascinating art of nuance, the subtle play with colors and dynamics alongside crystal-clear virtuoso passages lead to an interpretation, which penetrates deep into Debussy’s cosmos. Gerstein is accompanied by Thomas Adès in a no less fine and inspired interpretation of En blanc et noir for two pianos, Katia Skanavi is Gerstein’s partner in the six Epigraphes Antiques, and the soprano Ruzan Mantashyan can be heard in the Chansons de Bilitis. Accompanied by very soft piano playing, she creates a very poetic and sensual mood with her delicate singing. A sequence of final works comprises Debussy’s late piano pieces, including the tiny Les soirs Illuminés par l’ardeur de charbon (Evenings lit by glowing coals), which was only rediscovered in 2001, and his last song, Noël des enfants qui n’ont plus de maisons (Christmas song for homeless children). Gerstein finds the right character for each of these miniatures.
For the works by Vardapet Komitas, Gerstein finds a no less coherent and immediately appealing approach. The pianist and soprano Ruzan Mantashyan also fascinate in the Armenian songs, which they ennoble in meticulous interpretations.