Im Beethoven-Jahr versuchen manche Labels, interessante und außergewöhnliche Programme zusammenzustellen, anstelle immer wieder die gleichen Renner aufzunehmen. Dazu gehört auch diese CD Beethoven Unknown mit dem Pianisten Matthias Kirschnereit. Matthias Kirschnereits Spiel lässt die CD zu einem Ereignis werden. Und natürlich die quasi tagebuchartig zusammengestellte Auswahl von 20 Miniaturen, die einen sehr persönlichen, humorvollen, alltäglichen Beethoven zeigen. Aber auch einen sehr intimen, wie wir ihn in dem wunderbaren Präludium in F-Moll entdecken. Kirschnereit hat hier Werke aus den verschiedensten Gattungen zusammengestellt, zu denen Beethoven in seinem Gesamtschaffen immer wieder zurückgekehrt ist: Tanz, Variation, Sonate, Bagatelle, Klavierstück, Rondo. Matthias Kirschnereit versteht es, jedes dieser kleinen, selten zu hörenden Werke mit dem Hauch des Besonderen zu spielen.
Man spürt in jedem Moment, wie sehr sich der Interpret dieser Musik verbunden fühlt. Da stört es auch nicht, dass wir hier einen leichteren Beethoven erleben, weniger streng, dramatisch oder innovativ, dafür aber charmant, schlicht und ehrlich. Kirschnereits Interpretationen leben von dem stetigen Wechsel der Stimmungen und Farbgebungen. Er erweist sich darüber als ein Meister der kleinen Form und der Gestaltung, sein Spiel ist kondensiert und auf das Wesentlichste konzentriert, dabei aber ungemein farbig, klar und lebendig. Technisch erlebt man allerfeinstes Klavierspiel, prägnant und doch unaufdringlich.
Dank der exzellenten Tontechnik spürt man Atem und Dynamik, so dass sich Beethovens Musik auch räumlich sehr gut entwickeln kann, ohne dabei an Transparenz und analytischer Klarheit einzubüßen. Eine wichtige Beethoven-CD und vor allem eine Aufnahme, die einen der besten und interessantesten Pianisten der Gegenwart auf dem Höhepunkt seines Könnens zeigt.