Matthias Kirschnereit, einer der interessantesten Pianisten unserer Zeit, ist kein Künstler, der dem Starsystem frönt, sondern einer, der ernsthaft und überlegt neue Wege geht und alte Interpretationsansätze hinterfragt. Mal mit Humor, wie bei seinem Beethoven, mal mit Hintergründigkeit, wie bei dieser Gesamteinspielung der Klavierkonzerte von Joseph Haydn mit dem Württembergischen Kammerorchester Heilbronn, bei dem Kirschnereit auch als Dirigent agiert und dabei sofort hellhörig macht.Der leicht romantisierten orchestralen Einleitung folgt ein von der historischen Aufführungspraxis geprägtes Klavierspiel. Kirschnereit und das Orchester ergänzen sich prächtig, das Zusammenspiel ist spannend und von kommunikativer Lebendigkeit geprägt. Die Kadenzen, die im Original nicht überliefert sind, stammen von Kirschnereit selbst, der sich hier einige Freiheiten nimmt, dem Stil und dem Geist Haydns dabei aber immer treu bleibt. Kirschnereits akzentreiches und originell verziertes Spiel ermöglicht ein neues, frisches Hörerlebnis. Dieses ist natürlich auch geprägt von Kirschnereits Suche nach einem authentischen Konzept, das sowohl der historischen Bedeutung wie auch den heutigen Erkenntnissen der Musikwissenschaft Rechnung trägt. So ergänzen sich Ernsthaftigkeit und Humor auf vollendete Weise und lassen den Hörer spannende Haydn-Konzerte erleben griffig, dynamisch, ausdrucksstark. Gerade durch die Akzente und den manchmal harten Klang verliert Haydns Musik an Lieblichkeit und gewinnt an Ausdrucksstärke und Tiefe.
Nach den schwungvollen Ecksätzen entfalten die langsamen Mittelsätze ihre eigene, wunderbare Schönheit. Ergänzt werden die Klavierkonzerte vom Doppelkonzert für Klavier und Violine, wobei der Geigenpart von der wunderbaren Lena Neudauer gespielt wird, und dem orchestrierten charmanten Rondo All’Ongarese aus dem Klaviertrio in G-Dur.
Eine in allen Punkten hörenswerte Interpretation der Haydn-Klavierkonzerte, die dank Kirschnereit von neuen Einfällen, Spritzigkeit und Frische nur so sprüht.
Matthias Kirschnereit, one of the most interesting pianists of our time, is not an artist who indulges in the star system, but one who seriously and thoughtfully breaks new ground and questions old approaches to interpretation. Sometimes with humor, as in his Beethoven, sometimes with profundity, as in this complete recording of Joseph Haydn’s piano concertos with the Württemberg Chamber Orchestra Heilbronn, in which Kirschnereit also acts as conductor and immediately makes one’s ears prick up. The slightly romanticized orchestral introduction is followed by piano playing influenced by historical performance practice. Kirschnereit and the orchestra complement each other splendidly; the interplay is exciting and marked by communicative liveliness. The cadenzas, which have not survived in the original, were written by Kirschnereit himself, who takes some liberties here, but always remains true to Haydn’s style and spirit. Kirschnereit’s accent-rich and originally ornamented playing makes for a new, fresh listening experience. This is, of course, also characterized by Kirschnereit’s search for an authentic concept that takes into account both the historical significance and the current findings of musicology. Thus, seriousness and humor complement each other in a perfect way and allow the listener to experience exciting, gripping, dynamic, and expressive Haydn concertos. It is precisely through the accents and the sometimes harsh sound that Haydn’s music loses sweetness and gains expressiveness and depth.
After the lively first movements, the slow middle movements unfold their own wonderful beauty. The piano concertos are complemented by the Double Concerto for piano and violin, with the violin part played by the wonderful Lena Neudauer, and the orchestrated charming Rondo All’Ongarese from the Piano Trio in G major.
An interpretation of Haydn’s piano concertos worth listening to in all respects, which thanks to Kirschnereit is bursting with new ideas, effervescence and freshness.