Frédéric Chopin: Fantasie op. 49 + Mazurken Nr. 34 op. 56/2, Nr. 41 op. 63/3, Nr. 20 op. 30/3, Nr. 32 op. 50/3, Nr. 39 op. 63/1, Nr. 17 op. 24/4, Nr. 49 op. 68/4 + Scherzo Nr. 2 op. 31 + Nocturnes Nr. 14 op. 48/2, Nr. 12 op. 37/ 2, Nr. 7 op. 27/1, Nr. 10 op. 32/2 + Polonaise Nr. 5 op. 44 + Klaviersonate Nr. 3 (Finale); Evgeny Kissin, Klavier; 2 CDs Melodiya MELCD 1002631; Aufnahme 12/1985, Veröffentlichung 05/2020 (82) - Rezension von Remy Franck
Als dieses jetzt zum ersten Mal auf CD verfügbare Chopin-Recital von Evgeny Kissin aufgezeichnet wurde, war der Pianist 14 Jahre alt. Ohne diese Information, würde wohl keiner vermuten, dass Svjatoslav Richter einen so jungen Pianisten eingeladen hatte, bei den Dezember-Abenden im Pushkin Museum in Moskau zu spielen.
Gleich in der Fantasie zeigt Kissin das, was man als Genie bezeichnen muss, die Verbindung einer wunderbaren Technik mit einer gestalterischen Souveränität, über die man nur staunen kann. Die Magie seines musikalischen Empfindens, das voll ausgespielte Raffinement der farblichen und dynamischen Nuancen, die Klangkultur, mit der er zwischen Forte und Pianissimo wechselt, ergeben packende Spannungsmomente. Selbst im Zweiten Scherzo bleibt der Klang immer kontrolliert und klangschön, leicht und mit feinstem Rubato ins Schweben gebracht. Die Mazurken und die Nocturnes sind in ihrer Expressivität nur mit dem Spiel der größten Chopin-Interpreten zu vergleichen und sind dann umso mehr bestaunenswert, als hier ein Vierzehnjähriger spielt.
Für Liebhaber der Klaviermusik und Kissin-Fans ist dieses Album ein Must.
When this Chopin recital with Evgeny Kissin was recorded, the pianist was 14 years old. Without this information, no one would suspect such a young pianist to play. The recital was recorded at the Pushkin Museum’s December Evenings where Svjatoslav Richter had invited young Evgeny.
Right in the first work, Chopin’s Fantasia op. 49, Kissin shows what one must call genius, the amazing combination of a wonderful technique with an interpretative authority. The magic of his musical sensibility, the fully developed refinement of the colourful and dynamic nuances, the polished sound even when he alternates between forte and pianissimo, all this guarantees gripping moments. Also in the Second Scherzo, the sound always remains controlled and beautiful, light and flexible. In their expressiveness the Mazurkas and the Nocturnes can only be compared to the playing of the greatest Chopin performers and are then all the more astonishing because it’s a fourteen-year-old playing.
For lovers of piano music and Kissin fans, this album is a must.