Mussorgskys ‘Bilder einer Ausstellung’ sind Klangbilder, klangliche Umsetzungen dessen, was man auf Malereien sieht. Maurice Ravel hat den Klavierpart so für Orchester transkribiert, dass das Gemalte noch deutlicher wird. Und Dmitrij Kitajenko benutzt das Notenmaterial des Franzosen, um die Bilder-Partitur ganz besonders eindringlich, besonders visuell zu gestalten. Er macht aber nicht, was andere Dirigenten gemacht haben, welche die Bilder dramatisch umsetzten, quasi eine Handlung inszenierten, sondern reizt die Klangwelt Ravels so aus, dass die ‘Bilder’ das bleiben, was sie ursprünglich waren: eine musikalische Beschreibung. Durch eine überaus genaue Beachtung der Details kommt die Weite der musikalischen Gedanken und Phantasien voll zum Ausdruck.
Kitajenko gestaltet das Werk aus einer souveränen inneren Ruhe heraus, ohne jedes Pathos. So kommt eine intensive, aber nie ekstatische Darstellung von plastischer Beredtheit zustande, mit faszinierenden Farb- und Lichtspielen. Pure Klangmalerei!
Die Ambivalenz der Deutung – vordergründig sowohl wie hintergründig – und die daraus resultierende einmalige Stimmung heben die Einspielung über mir bekannte Erlebniswerte hinaus.
Es folgt eine von Maximilian Steinberg (1883-1946) zusammengestellte Suite in vier Bildern aus Nikolai Rimsky-Korsakovs märchenhafter Oper ‘Die Legende von der unsichtbaren Stadt Kitezh’.
Zwischen Waldesrauschen und Vogelgezwitscher, Kriegsgetümel und Paradiesszenen geht es in dieser Musik nur um Stimmungsbilder. Und diese zu malen, gibt es keinen besseren Dirigenten als Kitajenko, weil er durch feinste Differenzierung und eine perfekte Atmung eine bewegende Natürlichkeit des Ausdrucks erreicht.
Liadov, ein Schüler Rimsky-Korsakovs, hat mit seinem Werk ‘Der verzauberte See’ (auch: ‘Der Zaubersee’) eine suggestive Tondichtung geschaffen.
Dmitrij Kitajenko verfällt nicht in Trivialität, sondern formt die Musik sehr sorgfältig und ungemein spannungsvoll. So erhält die zarte, fragile Märchenatmosphäre eine wirklich bezaubernde Wirkung. Der Dirigent weiß um die Reize orchestraler Sinnlichkeit und malt mit feinsten Pinseln und reinsten Farben Klang- und Empfindungswelten, wie man sie sich schöner nicht vorstellen kann. Ihm zur Seite steht das stets exzellent musizierende und dem Dirigenten hundertprozentig ergebene Gürzenich-Orchester.