Wenn Sie nicht wirklich wissen, was mit Ihnen geschieht, wenn Ihnen die Noten wie ein Feuerwerk um die Ohren fliegen, dann sollten sie sich gleich mal aus diesem Set den ersten Satz von Prokofievs Drittem Klavierkonzert anhören. Vladimir Krainev und Dimitrij Kitajenko bringen den Satz zur Implosion. Und die zwingende Kraft, die der Dirigent im zweiten Satz aufbaut, ist nicht weniger packend. Denn hier ist es eindeutig Kitajenko, von dem die gestalterische Kraft ausgeht, auf der Krainev wie ein Balletttänzer seine Pirouetten drehen kann.
Und wenn Melodiya den Pianisten auf dem Cover in großen Lettern erwähnt und den Dirigenten nicht, ist das eine editorische Frechheit. Man missverstehe mich nicht, ich will die Leistung Krainevs damit nicht schmälern. Er ist ein in allen fünf Konzerten durchaus faszinierender Interpret. Da nicht alle Leser ihn kennen werden, sei er hier kurz vorgestellt.
Der ukrainische Pianist Vladimir Krainev (1944- 2011) stand als einer der letzten Schüler von Heinrich Neuhaus für eine große russische Pianistentradition. Und an der Hochschule in Hannover war er für seine Studenten fast eine Vaterfigur, stets um die optimale ganzheitliche Entwicklung seiner Schülerinnen und Schüler besorgt.
Nachdem er mit ersten Preisen aus internationalen Klavierwettbewerben, u. a. in Lissabon (Portugal), Leeds (England), und Moskau (Russland) hervorgegangen war, begann seine internationale Karriere als Pianist. Er war Initiator der Konzertreihe ‘Vladimir Krainev invites’ am Moskauer Tchaikovsky Konservatorium, in der seine Studenten Seite an Seite mit berühmten Musikerinnen und Musikern spielten.
In den fünf Klavierkonzerten kommt Krainwvs Gestaltungssicherheit ebenso zum Ausdruck wie seine makellose und wirklich faszinierende Technik. Sein Spiel ist von zwingender Lebendigkeit.
Und während das Orchester keine Mühe hat mit Krainevs Virtuosität, gelingt es Kitajenko, in den zarten Passagen eine wunderbare Atmosphäre zu beschwören
Die Aufnahmen sind, wie bei Melodiya in jener Zeit üblich, sehr höhenbetont, und dem metallisch klingenden Klavier fehlt es an Korpus und Tiefe. Das kostet dieses Set in der Bewertung einige Punkte.
Prokofiev’s five piano concertos in highly expressive and technically flawless performances. Krainev’s technique is as flabbergasting as the colored orchestral magic developed by the Moscow Philharmonic under the suggestive baton of Maestro Kitajenko.