Tchaikovskys Klaviertrio symphonischen Formates ist ein bekanntes und trotz seiner Dimensionen gern gespieltes Werk, wie auch die kürzlich veröffentlichte Version mit Gidon Kremer und Freunden zeigt.
Das als ‘Litaniae Tondichtung für Klaviertrio“ bezeichnete Werk des in Moskau geborenen Schweizer Komponisten Paul Juon ist dagegen heute kaum bekannt. Das liegt auch daran, dass das Gesamtwerk dieses Komponisten kaum wahrgenommen wird. Zwischen den beiden Weltkriegen insbesondere erfreuten sich die Werke dieses Mannes, der auch als russischer Brahms betitelt wurde, großer Beliebtheit und hoher Aufführungszahlen. Aber das Spätromantische seiner Musik wurde ihm in der Folgezeit – wie so manchen anderen, die nicht mit in die Moderne gehen wollten -, zum Verhängnis. Erst seit 1989 kam es zu einer gewissen Neubelebung.
Dass sein Werk so wenig Beachtung findet, bedauern nicht nur die drei Damen des ‘Boulanger Trios’. Deswegen haben sie ‘Litaniae’, ein einsätziges Werk mit knapp 20 Minuten Spielzeit, eingespielt. Das 1918 entstandene und nur in seiner 1929 überarbeiteten Fassung überlieferte Werk besteht aus vier verknüpften Teilen, die die Form einer Sonate spiegeln. Ein zyklischer Schluss beendet das Werk, da in der Coda früheres Material des Werkes fokussiert zusammengefügt wird.
Einen Bezug hat Juon bei einem Aufenthalt in der Frauenkirche in München erhalten, bei dem er einen vor Schmerz und Bitterkeit Gott anflehenden Beter wahrnahm. Damit schließt sich der Kreis zu dem anderen Werk, das eine Trauerklage auf den frühen Tod von Nikolaj Rubinstein ist.
Das nach den Schwestern Nadia und Lili Boulanger benannte Trio hat seinen Sitz in Norddeutschland, aber seinen weiten Aktionsradius in Europa. In einem Dutzend Jahre gemeinsamen Weges haben die drei eine überzeugende Spiel- und Ausdruckskultur gefunden, die es ihnen ermöglicht, die reichhaltige Trioliteratur ohne Scheu vor Vergleichen mit anderen Ensembles darstellen zu können. Ihr durchsichtiges und zugleich eng aufeinander verzahntes Zusammenspiel lässt keine Qualitäten vermissen. Insbesondere das ausgewogene Geflecht des Miteinanders gefällt.