Sehr kontemplativ startet Mikhail Pletnev in Scriabins Erste Symphonie. Dabei glättet er die Musik und lässt sie ‘klassischer’ erklingen als Kitajenko etwa, der bei gleichem Tempo mehr feine Bewegung in das Orchesterspiel bringt, ohne es an Charme mangeln zu lassen. Die schiere Schönheit der Pletnev-Aufnahme hat aber gewiss etwas Vereinnahmendes.
Im Rest der Symphonie ist Kitajenko in den langsamen wie auch in den schnellen Sätzen erheblich schneller als Pletnev, aber nicht nur das, er ist auch erregter und in einem durchaus gebändigten Spiel dramatisch, wo Pletnev nervös und auftrumpfend pathetisch wirkt.
Die zwei Sichtweisen zeigen sehr gut die Bandbreite möglicher Deutungen, wobei Kitajenko in seinem fein gewobenen Orchesterklang durchaus nicht so aristokratisch wirkt wie Riccardo Muti. Wer es aber so richtig kräftig emotional mag, wird bei Pletnev viel Genugtuung empfinden.
Der ‘Poème de l’Extase’ wird in einer langen Steigerung spannungsvoll gestaltet und erweckt eher den Eindruck von Fiebrigkeit als von sensuell gesteuerter Ekstase, vor allem wohl weil das Stück zu ‘gedacht’ ist, wie ein gut konstruierter Schlachtenplan, und mit zu wenig Spontaneität dirigiert wird, wie das oft bei Pletnev der Fall ist. Dass dies unerhörten orchestralen Reichtum aufdeckt, wird in der prächtigen Surround-Aufnahme mehr als deutlich.
Carefully prepared, opulent Scriabin recordings, excellently recorded in surround sound.