Neos hat sich der Verbreitung der Werke zeitgenössischer Komponisten verschrieben und legt dabei besonderen Wert auf hochrangige Interpreten. Diesmal stellt uns das Label zwei sehr unterschiedliche, aber recht aufregende Klavierkonzerte des Schweden Bengt Hambraeus (1928-2000) und des Luxemburgers Claude Lenners (*1956) vor.
Das Werk von Hambraeus, so toll es auch komponiert ist, wirkt auf Dauer – 38 Minuten – doch etwas ermüdend und repetitiv. Das liegt aber nicht unbedingt am Komponisten, denn dieser überlässt es den Interpreten, sich für ein langsames oder ein schnelles Tempo zu entscheiden. Die oft archaisch anmutende Klangwelt von Hambraeus‘ Konzert mit seinen vielen rituellen Trommeleinsätzen ist dennoch eine frische und innovative Weiterführung der Gattung.
Für meinen Geschmack ist ‘Phaeton’ für Klavier und Streicher von Claude Lenners aus dem Jahre 1999 weitaus ausgewogener. Die Möglichkeiten des Klaviers werden darin voll ausgelotet, und es macht eine riesige Freude, Claude Lenners auf diesem spannenden musikalischen Ritt durch den Himmel zu folgen. Lenners, wie auch Hambraeus, erweisen sich als exzellente Klanggestalter und vor allem überzeugen beide durch innovative Ideen und einen sehr persönlichen Stil.
Ortwin Stürmer, Widmungsträger des Hambraeus-Konzerts, spielt beide Kompositionen, davon das Lenners-Werk als Uraufführung. Begleitet wird der Pianist vom SWR Sinfonieorchester Baden-Baden und Freiburg unter Israel Yinon (im Hambraeus-Konzert) und vom Rundfunk-Sinfonieorchester Saarbrücken unter der Leitung von Gilbert Amy. Die hervorragenden Interpretationen stellen sich ganz in den Dienst der Werke und überzeugen so auch auf der ganzen Linie. Selbst für Zuhörer, die ‘zeitgenössische Muffel’ sind, dürften diese beiden Konzerte eine anregende Begegnung bedeuten.