Fadi Deeb, ein heute in den USA lebender Israeli palästinensischer Abstammung, spielt Klaviermusik palästinensischer Komponisten des 20. und 21. Jahrhunderts. Während palästinensische Musik gerne auf das ‘West Eastern Divan Orchestra’ und andere Aktivitäten Daniel Barenboims reduziert wird, präsentiert diese CD Kompositionen von Musikern, die einen palästinensischen Hintergrund haben, also in Familien unterschiedlicher Religionen in Palästina oder Israel geboren wurden oder auch in anderen Ländern. Das Label scheibt, die CD lege « ein Zeugnis für die Mannigfaltigkeit der Stimmen ab, die der palästinensischen Komplexität einen Ausdruck geben ».
Diese Vielfalt drückt sich musikalisch durch unterschiedliche Stile aus. Während Salvador Arnita (1914-1985) tatsächlich orientalisch Klänge in ‘Einleitung und Orientalischer Tanz’ einbringt, ist Samir Odeh-Tamimis ‘Erinnerung für das Vergessen’ ein modernes und effektvolles, aber auch vordergründiges Stück ohne wirklichen Tiefgang. Armin Nassers klassisch gehaltene Sonate Nr. 5 hat ebenso wenig einen nahöstlichen Charakter, wie die ‘Kleine Etüde für den Frieden’ des von seiner Tätigkeit im Pariser IRCAM gerägten Mounir Anastas (*1963).
Habib Hassan Touma (1934-1998) war darauf aus, mit der Technik westlicher Musik orientalische Musik zu komponieren. Er beschäftigte sich entsprechend stark mit der traditionellen arabischen Musik. Gute Beispiele für seine Tonkunst sind die ‘Arabische Suite’ und ‘Taquism’. In dieselbe Richtung tendiert das Stück ‘8 Variationen über ein palästinensisches Thema von Patrick Lama, einem 1940 in Jerusalem geborenen Musikers.
Wisam Gibran, 1970 in Nazareth geboren, ist international bekannt als Oud-Spieler. Als Komponist wurde er von seinen beiden Lehrern Alfred Schnittke und Manfred Fabricius geprägt.
Der letzte Komponist der CD ist Nasri Fernando Dueri, 1932 in la Paz als Sohn palästinensischer Auswanderer geboren. Er lebte später in Palästina und trat im Nahen Osten als Unterhaltungsmusiker auf. Heute lebt er in der Schweiz. Sowohl ‘Meine Heimat’ als auch ‘Memories of Bethlehem’ sind von seiner Tätigkeit als Unterhaltungsmusiker geprägt.
Fadi Deeb spielt dieses abwechslungsreiche, aber musikalisch doch eher mäßig interessante Programm sehr engagiert und holt gewiss ein Maximum aus jedem Stück heraus.