Der 1971 geborene australische Komponist Andrew Anderson schert sich nicht um rezente Entwicklungen in der Musik, er verwendet zwanglos die ihm reichlich eingegebenen Themen in einer romantisch gefärbten, aber formal durchaus nicht starren Musik, die alles hat, was sie braucht um – leicht verständlich – gefällig zu wirken. Wer sich also nicht daran stört, dass zeitgenössische Musik in einem traditionell-romantischen Kleid auflebt, wird an den beiden Klavierquartetten seine Freude haben.
Erstaunlich ist dabei, wie natürlich und selbstverständlich die sechs Sätze der beiden Quartette klingen. Nichts klingt forciert oder bemüht, die Konstruktion ist bestens proportioniert, die Themen sind charakteristisch und zeugen von einem wunderbaren Einfallsreichtum.
Das c-Moll-Quartett hat vier Sätze. Mit einer unmittelbar ansprechenden Rhetorik durchstreift der erste Satz eine große Vielfalt an Stimmungen. Der zweite Satz ist zunächst von großer Zärtlichkeit und Melancholie, wirkt im erregteren Mittelteil aber nervös und ängstlich, was sich in der Reprise des ersten Themas in einem Quasi-Wimmern ausdrückt, ehe sich wieder etwas mehr Zuversicht einstellt. Alle Fragen scheinen dann im Allegretto-artigen 3. Satz gelöst. Der Anfang des vierten Satzes klingt wie ‘neuer’ Schubert, doch nach dieser Adagio-Einleitung gewinnt die Musik an Bewegungskraft und endet mit energischem Elan.
Das Zweite, bloß zweisätzige Quartett beginnt melancholisch, aber es tauchen dann auch andere, leidenschaftlichere Stimmungen spätromantischen oder sogar impressionistischen Charakters auf, und dieser Mix funktioniert sehr gut und wiederum sehr natürlich, was letztlich die Stärke und Überzeugungskraft von Andersons Rhetorik unterstreicht.
Ein ähnliches musikalisches Panoptikum hat der zweite, ca. 17 Minuten lange zweite Satz zu bieten. Starke Stimmungen gibt es hier, die vom exzellenten Australia Piano Quartet tief ausgelotet werden.