Aufnahmen mit Carlos Kleiber haben immer Kultstatus, obwohl ich diese Kleiber-Hysterie manchmal nicht nachvollziehen kann. Hört man sich seine Operneinspielungen an, so bewies der Dirigent mehr als einmal eine schlechte Hand bei der Auswahl seiner Sänger und er lässt diesen so manches durchgehen, was künstlerisch nicht zu vertreten ist. Das beste Beispiel dafür ist der sterile ‘Tristan’ mit Kollo und Price; aber auch über seinen ‘Freischütz’ und seine ‘Fledermaus’ (CD und DVD) kann man streiten. So bleibt auch diese ‘Carmen’ aus der Wiener Staatsoper in so mancher Hinsicht diskutabel.
Etwas steht aber von Anfang an klar: Kleiber ist der absolute Star dieser Produktion, er führt die Wiener Philharmoniker zu einem musikalischen Höhenflug, von dem die Musik der ‘Carmen’ nur profitiert. Elena Obraztsova ist eine gute Carmen, nicht mehr, aber auch nicht weniger. Placido Domingo ist ein kraftstrotzender, aber wenig subtiler Don José, der erst im letzten Akt vollends überzeugen kann. Escamillo wird von dem erstaunlich lyrischen Yuri Mazurok sehr schön, aber leider an der Person vorbei gesungen. Einzig Isabel Buchanan kann sich als wunderbare Micaëla durchsetzen und begeistert mit einer sehr differenziert geführten Stimme und einem anmutigen Timbre. Die übrigen Sänger, unter ihnen Kurt Rydl als Zuniga und Heinz Zednik als Remendado entsprechen dem Niveau der Wiener Staatsoper. Zeffirellis Inszenierung hat Staub angesetzt, bietet aber immerhin noch gute Oper im klassischen Sinne.
Carlos Kleiber’s account of Bizet’s Carmen is vital and ebullient. Obraztsova and Domingo are not among the must subtle performers of their roles and Yuri Mazurok is a very lyrical Escamillo, yet his singing does not really match the torero’s character.
Re-issue in the new series Legendary Performances, also available as DVD.