Die Sonaten und Partiten für Violine solo von Johann Sebastian Bach werden gern und oft eingespielt. Bei den von ihm stammenden Sonaten für Violine und Cembalo ist das deutlich weniger der Fall. Diese als Triosonaten geschaffenen Werke, bei denen das Cembalo neben der Continuo-Aufgabe auch eine der Violine gleichberechtigte Melodiestimme spielt, haben eine Ausgestaltung als Sonata da chiesa, also Kirchensonaten erhalten, die mit vier Sätzen, zwei Mal mit langsamem und schnellem Tempo, aufwarten.
Gerade die Werke dieser insgesamt sechs Stücke umfassenden Gruppe zeigen aber auch in die Zukunft, da sie mit ihren Stimmungen über den rein barocken Ansatz hinauszeigen. So gehörten diese Werke zu den von seinem Sohn Carl Philipp Emanuel besonders verehrten Kompositionen des Vaters.
Die beiden polnischen Musikerinnen dieser Aufnahme kosten diesen Reiz der Musik mit Feingefühl und Eleganz aus. Sie präsentieren dem weltlichen Wohlklang zugeneigte Interpretationen der ersten drei Beiträge zu dieser Werkgruppe. Dabei arbeiten sie etwa bei der ersten Sonate gleich die Besonderheit der unabhängig voneinander geführten Melodiestimmen plastisch heraus. Die Intensität des Ausdrucks in diesem ersten Satz wird in den anderen Teilen der Komposition nicht beibehalten, was die beiden Musikerinnen auch deutlich machen. In der zweiten Sonate zeigen die beiden Solistinnen die für Bach unübliche Leichtigkeit und entspannte Gestaltung auf. Parallelen zu dieser sonst kaum bei Bach zu findenden nachsinnenden Haltung finden sich auch in der dritten Sonate. So erlauben uns die beiden Instrumentalistinnen, eine fließend beschwingte Ausformung dieser drei Werke zu hören, die Bach als lebensbejahenden Menschen und nicht als verkopften Tüftler zeigt.