Es ist sicherlich ein Zufall, dass die aktuelle CD ‘Chor. Klang. Saxophon’ der Hymnus-Chorknaben mit dem ‘Raschèr Saxophone Quartet’ just in dem Jahr auf den Markt kommt, in dem die Landesmusikräte in Deutschland eben jenes Blasinstrument zum ‘Instrument des Jahres’ erklärt haben. Gleichviel: Die CD präsentiert in den Solostücken das Saxophon in all seinen Klangfacetten, so im ‘Italienischen Konzert’ in F-Dur (BWV 971) von Johann Sebastian Bach und in einem Arrangement von Arvo Pärts ‘Vater unser’. Auch der Chor beweist im flächigen ‘Mother of God’ von John Tavener sowie im ‘„Vater unser’ von Arthur Heyme durchaus Klasse.
Doch im Untertitel heißt die Rondeau-Produktion ja ‘Hymnus meets Raschèr’, weswegen den Löwenanteil der CD natürlich die gemeinsamen Stücke haben. In Bachs ‘Jesu bleibet meine Freude’ mimen die Bläser geschmackvoll den Orchesterpart, wobei man manchmal tatsächlich ein Fagott zu hören meint: satter Klang also, wie man ihn von Blechbläsern erwartet, doch statt des hellen, silbrigen Strahlens der Trompeten bestimmen die Saxophone den Klang mit warmem, weichem Ton.
Gleiches gilt für eine schöne Version der Motette ‘Lobet den Herrn’ (BWV 230), bei der sich Dirigent Rainer Johannes Homburg glücklicherweise nicht dazu verleiten lässt, an der gerade hier fast überall gepflegten Jagd nach dem Geschwindigkeitsrekord teilzunehmen; vergleichsweise gemächlich geht er den ersten Part an, so dass er dann das Tempo im zweiten Teil eben nicht über die Maße zurückzunehmen hat (was kaum eine Aufnahme so zeigt!), um im abschließenden ‘Alleluja’ dann wieder Fahrt aufzunehmen; Chor und Bläser ergänzen sich auch hier klanglich – eine gelungene Variante. Auch die übrigen gemeinsam musizierten Werke können sich hören lassen: Orlando di Lassos ‘Super flumina Babylonis’ und vor allem Claudio Monteverdis ‘Laetatus sum’, wo einem das Saxophon sogar einen schönen Zink-Klang vorgaukelt.
Als letztes Werk stellt ‘Chor. Klang. Saxophon’ ein Auftragswerk von Christoph Grund (*1961) vor, der ‘Alle Flüsse fließen ins Meer, doch wird das Meer nicht voll’ für acht Stimmen und Saxophonquartett eigens für diese Interpreten komponiert hat. Melodisches Intonieren, Sprechgesang, Flüstern und Rufen stehen dem Bläsersound gegenüber: Die Hymnus-Chorknaben gehen die Musik mit den von John Cage für die Adaption zeitgenössischer Musik empfohlenen ‘happy new ears’ an und machen sie damit lebendig zu ihrer Eigenen. Christoph Grund gibt im Inlay ein paar Hinweise zu seiner Komposition – er hätte gerne noch mehr in die Tiefe gehen können (wenn nicht im Booklet – im Internet wäre hierfür Platz genug). Das Werk schließt mit einem mitreißend swingenden Chor – live gespielt ist ‘Alle Flüsse fließen ins Meer, doch wird das Meer nicht voll’ aber sicherlich ein noch größeres Erlebnis.