Für den Komposition Steffen Krebber bedeutet die Verschränkung des Zeichenhaften und Referentiellen mit dem Körperlichen und Materiellen und eine fortschreitende Verfeinerung eine Resubjektivierung des Komponisten. Diese Subjektivierung verbindet den Komponisten mit seinem Werk und eröffnet der Kunstmusik neues Territorium. Einerseits wird der Komponist verstärkt des ihn umgebenden Netzwerkes Musik bewusst. So nutzt er die Neue Musik Szene als Teil seiner Arbeit sowie Referenzen zu bildender Kunst zu seiner Musik. Andererseits werden verschiedene Milieus musikalisch aufgerufen. Dies betrifft vornehmlich die Popmusik als Lautsprechermusik. In beiden Erweiterungszonen stellt sich die Frage, inwieweit jede Arbeit eine veränderte Wahrnehmung anbieten kann, inwieweit sie, wenn man so will, einen Erkenntnisgewinn verspricht. Das Verstehen zu verstehen und Darstellbarkeit an Ihre Grenzen zu bringen erscheint ihm als Idee der Avantgarde erhaltenswert.
Insbesondere in den beiden auf der DVD vorgestellten Werken ‘Laufzeitumgebung’ und ‘style study’ wird diese Verschränkung deutlich, indem Krebber neben einer Violine das Drum Set bzw. Keyboard einsetzt, also ein klassisches und Popinstrumente und dazu eine Talkbox sowie Videos zuspielt und über Lautsprecher erklingen lässt. Auch auf den auf der CD vorgestellten Werken finden sich solche kollagenartigen Beimischungen, wie in ‘faire signe’, das ein Automatenklavier mit einem Lautsprecher kombiniert, der unterschiedlichste Sequenzen menschlicher, tierischer und anderer Geräusche zuspielt.
Daneben finden sich auch rein klassisch akustisch besetzte Werke wie sein ‘Streichquartett I’ oder ‘Nichstattrappen’. In diesen Werken entfalten die Werke auch einnehmende Klangspektren, die durchaus im Sinne eines Schönklingens ansprechen. Außer dem Quartett haben alle vorgestellten Werke vom klassischen Muster abweichende Titel, die mit einem außermusikalischen Erklärungsansatz belegt sind. So eröffnen die beiden CDs einen mehrschichtigen Einblick in das Schaffen dieses 1976 geborenen Komponisten, der bei Marco Stroppa, Caspar Johannes Walter sowie bei Rebecca Saunders seine kompositorischen Fähigkeiten entwickelt hat und heute Dozent am Institut für Kunst und Kunsttheorie der Universität zu Köln ist.
Die Interpreten dieser Aufnahmen sind häufige Begleiter dieses Tonsetzers und können somit seinen Werken das Interesse und Verständnis entgegenbringen, dass für eine ansprechende Aufführung erforderlich ist. Die Vielseitigkeit der Besetzungen, neben Streichern und Bläsern in ungewohnten Kombinationen eben auch andere Instrumente und Tonerzeugungshilfsmittel bietet eine spannende Reise in diese Gedankenwelten an, die sowohl den weniger ambitionierten als auch den wissbegierigen Hörern neuer Musik etwas bieten kann.