Wer heutzutage die Kulturpresse liest, wird unter einer Star-Lawine begraben. Kaum ein Journalist, der den Betriff Star nicht massenweise verwendet. Stardirigenten, Stararchitekten, Starsopranistinnen, Startenöre, Starpianisten, Starregisseure bevölkern die Beiträge und vermehren sich wie die Kaninchen. Selbstverständlich tauchen diese Stars auch schwarmweise in Pressemitteilungen auf, wo sie mit anderen Lieblingsworten der PR-Leute rivalisieren: renommiert, Spitzenensemble, Ausnahmekünstler, Elite-Musiker oder gar Spitzenstar.

Ich verbringe endlose Zeit damit, aus Pressemitteilungen die entsprechenden Wörter oder Wortbildungen herauszustreichen. Ich verwende sie so gut wie gar nicht in meinen eigenen Beiträgen, weil ich im Gegensatz zu vielen Kollegen nicht glaube, meine Artikel dadurch aufzuwerten, indem ich die, von denen die Rede ist, zu Stars mache. Denn darum scheint es oft zu gehen: ‘Star’-Journalisten sonnen sich im Glanz ihrer Subjekte. Auf solchen Glanz kann ich verzichten.

Und es gibt noch eine andere Praxis, die im Pizzicato nicht stattfindet, diese urdämlichen Begriffe MusikerInnen, GeigerInnen, PolitikerInnen etc. Der Leser (ob männlich oder weiblich) merke es sich: wenn bei uns von ‘Musikern’ die Rede ist, meinen wir selbstverständlich die männlichen, die weiblichen und die transsexuellen. Schließlich spricht man ja auch nicht von KaterTzen oder Kuhstieren.

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