Gestern hat Valery Gergiev bei einer Pressekonferenz zu den Homophobie-Vorwürfen Stellung genommen, die weltweit Demonstration von Schwulen-Organisationen hervorgerufen haben. TV-Berichte und Zeitungsartikel belegen, dass Gergiev sehr wohl verstanden hat, um was es geht, nämlich eigentlich nicht um ihn, sondern um das Regime, für das er eintritt, um seinen Freund Putin also. Und den galt es zu schützen. Er tat es ohne Rücksicht auf eigene Verluste.
Er war aufgefordert worden, sich von der homophoben Gesetzgebung Russlands zu distanzieren. Er tat es nicht, gab sich unpolitisch und verwickelte sich in Widersprüche. Er kenne das Gesetz gar nicht und verstehe es nicht, sagte er. Wie soll man auch etwas verstehen, was man nicht kennt? Und dann meinte er trotzdem, das Gesetz, das alle Welt als Diskriminierung Homosexueller verstehe, richte sich in Wahrheit gegen Pädophilie. Das Wort Homosexualität käme im Gesetz nicht vor. Also kennt er das Gesetz doch. Peinlich, diese Widersprüche!
Auf präzisere Fragen, die es ihm erlaubt hätten, seine persönliche Haltung klar zu definieren, antwortete der Dirigent nur ausweichend. Er sagte, dass sich Kinder besser mit Mozart, Puschkin und anderen Klassikern auseinander setzen sollten. Als jemand den Namen Tchaikovksy ins Spiel brachte, reagierte Gergiev nicht. Und von Protestkundgebungen gegen ihn und Russlands Homophobie-Gesetz wollte er gar nichts wissen. Das habe er gar nicht mitbekommen.
Klar, der Leiter des von Putin großzügigst subventionierten Mariinsky-Theaters kann es sich nicht leisten, sich von Moskau zu distanzieren, selbst, wenn er es wollte. Zu eng sind seine Bande mit dem Regime, zu sehr muss auch er sich davor hüten, in Ungnade zu fallen. Je nachdem, was er sagen würde, gäbe es bestimmt einige bestechliche Leute in Russland, die ihn wegen Propaganda für Homosexualität verklagen würden. Die Musikerinnen von Pussy Riot können ein Lied davon singen, wie es dann mit Gergiev weitergehen könnte.