Wenn irgendwie möglich, werden Statistiken und Umfragen über klassische Musik und deren Markt
von generalistischen Medien gerne benutzt, um Negativ-Schlagzeilen zu produzieren. In jüngster Zeit gibt es sogar spezialisierte Musikjournalisten, die mit helfen, die Äste abzusägen, auf denen sie sitzen.
Eine Umfrage, die die ‘English Touring Opera’ bei Besuchern von Opernübertragungen in Kinos durchführen ließ, ergab, dass 85 % dieser Kinobesucher sich nicht angeregt fühlen, eine Opernvorstellung in einem Opernhaus zu besuchen.
Nun überschlagen sich Kommentatoren, um solche Opernübertragungen in Kinos als unnütz hinzustellen. Das Ziel, damit mehr Leute in die Opernhäuser zu bringen, sei nicht erreicht worden!
Da fasst man sich doch an den Kopf.
Wer hat denn gesagt, dass solche Übertragungen mehr Leute in die Opernhäuser bringen sollen? Geht es nicht eher darum, damit Leute zu erreichen, die sonst nie in eine Oper gehen können, weil sie nicht vor Ort sind oder sich die teuren Tickets nicht leisten können?
Ist das Publikum der Kino-Oper denn plötzlich nichts mehr wert? Sehen sich diese Leute keine Oper an? Gehen sie ins Kino, um die Augen und Ohren zu schließen?
Muss man nicht eher das Publikum der Kinos zu jenem der Opernhäuser hinzuzählen und sagen: Vorstellungen in den Opernhäusern plus Übertragungen in den Kinos erreichen mehr Publikum als die Oper je hatte?
Statt von einem nicht erreichten und nie gestellten Ziel zu sprechen, sollte eher vom Erfolg der Oper die Rede sein, die vielleicht nie so populär war wie heute, nicht zuletzt dank Kinos und Internet.