Der österreichische Komponist Friedrich Cerha ist heute, Dienstag, in den frühen Morgenstunden in einem Wiener Spital gestorben. Das gab die Familie bekannt. Cerha hätte am kommenden Freitag (17. Februar) seinen 97. Geburtstag gefeiert.
Die Universal Edition hat eine ausführliche Würdigung verbreitet die zeigt, wie der 1926 in Wien geborene Cerha zu einem der prägendsten Gestalter des österreichischen Musiklebens seit der zweiten Hälfte des 20. Jahrhunderts wurde.
Bereits in jungen Jahren komponierte er erste Werke für Violine und kleinere Ensembles. So entstanden auch Walzer und Salonmusik. Seine Musikerkarriere wurde durch den Zweiten Weltkrieg unterbrochen – dieser stellte für ihn eine Zäsur dar, nach der sich seine Klangwelten für immer ändern sollten. Noch vor dem Abschluss des Gymnasiums wurde Cerha in die Wehrmacht eingezogen, desertierte und erlebte das Kriegsende in Tirol.
Ab 1946 studierte er Violine, Komposition und Musikerziehung an der Wiener Akademie für Musik sowie Musikwissenschaft, Germanistik und Philosophie an der Universität Wien, wo er 1950 zum Doktor der Philosophie promoviert wurde.
Cerha war zunächst als Geiger und Musiklehrer tätig. Er stand früh in Kontakt zur avantgardistischen Untergrundszene junger Maler und Literaten um den Art-Club und den Schönberg-Kreis der Internationalen Gesellschaft für Neue Musik.
1958 gründete er mit Kurt Schwertsik und seiner Frau Gertraud Cerha das Ensemble « die reihe ». Er wurde als Dirigent von renommierten Orchestern wie dem Chicago Symphony Orchestra oder der Staatskapelle Berlin engagiert. Zwischen 1960 und 1997 trat er als Dirigent bei internationalen Festivals (z.B. Salzburger Festspiele, Wiener Festwochen, Biennale Venedig, Berliner Festwochen, Musik der Zeit Köln und Nutida Musik Stockholm) sowie an Opernhäusern wie der Wiener Staatsoper, der Berliner Staatsoper oder dem Teatro Colon in Buenos Aires auf. Er erhielt Kompositionsaufträge von Institutionen wie der Koussevitzky-Foundation in New York, dem Westdeutschen Rundfunk, dem Festival Internacional de Música de Canarias, dem Wiener Konzerthaus und dem Musikverein Wien und von Orchestern wie den Wiener Philharmonikern.
Cerha lehrte ab 1959 an der Hochschule für Musik Wien, wo er von 1976 bis 1988 eine Professur für Komposition, Notation und Interpretation Neuer Musik innehatte. Ab 1994 arbeitete er mit dem Klangforum Wien zusammen und fungierte bis 1999 als dessen Präsident.
Der Orchesterzyklus Spiegel I-VII nimmt einen besonderen Stellenwert ein, dessen einzelne Teile über mehrere Jahre hinweg entstanden sind und die als Gesamtwerk 1972 in Graz uraufgeführt wurden. Einen weiteren Meilenstein bildete die Erstellung einer spielbaren Fassung des dritten Akts von Alban Bergs Oper Lulu, die 1979 unter Pierre Boulez in Paris uraufgeführt wurde. Seine erste Oper Baal wurde 1981 bei den Salzburger Festspiele uraufgeführt.
Zahlreiche Auszeichnungen, Preise und Ehrungen würdigten seine Vorreiterrolle im Bereich der zeitgenössischen Musik – als Komponist wie als Interpret, Lehrer und Vermittler. Cerha erhielt u.a. das Österreichische Ehrenzeichen für Wissenschaft und Kunst, den Orden « Officier des Arts et des Lettres », den « Goldenen Löwen » für sein Lebenswerk der Biennale Venedig, den Musikpreis Salzburg, den Ernst von Siemens Musikpreis sowie anlässlich seines 95. Geburtstages den Alban-Berg-Ring.